So 7 I 2018 Baarburg 11:30
Es ist grau bewölkt, in der Landschaft hängen Nebelschwaden. Mit etwas Föhn ist es bei etwa fünf Grad recht warm für diese Jahreszeit.
Der heftige Wintersturm „Burglind“ letzte Woche hat auch auf der Baarburg gewütet. Einige Dutzend Bäume hat er umgerissen. Hauptsächlich Fichten, doch auch Weisstannen & einige Laubbäume. Die meisten an den Rändern der Kahlschlag-Lichtungen. Eine Buchenkrone am Plateaurand hängt noch kopfüber an der Bruchstelle gut zehn Meter über Boden. Einige Fichten sind samt Wurzelteller umgekippt. Der Waldboden ist mit Ästen & Zweigen übersät. Der Wipfel einer grossen Fichte ist knapp neben dem Unterstand auf den Boden gekracht.
Die Waldstrasse ist bereits freigeräumt worden.
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Mo 15 I 2018 Baarburg 10:30
Nach einer Frostnacht hängt noch Nebel in den Bäumen. Der hebt sich dann & löst sich auf. Die Sonne drückt durch hohe weisse Flockenwolken. Mit dem aufkommenden Wind wird es aber merklich kälter. Vom Bergsockel herauf Motorsägengeheul.
Die herumliegenden umgerissenen & geknickten Bäume erinnern an den Sturm der letzten Woche. Morgen wird ein neuer Sturm erwartet, etwas weniger stark als „Burglind“. Aber „Evi“ könnte neue Schäden verursachen.
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Schmale Aststummel am besonnten Stamm einer grossen Fichte zeichnen zusammen mit ihren schwarzen Schatten markante Zeichen auf die helle Rinde. Wenn man das Bild kippt, sieht es aus wie eine mysteriöse Botschaft in einer unbekannten Schrift.
Di 23 I 2018 Baarburg 9:45
Der Wald ist noch nass vom grossen Regen gestern & letzte Nacht. Der Boden ist dunkel, es riecht nach Erde bei gut sechs Grad Wärme. Die ersten Haselsträucher blühen.
Die Moose an den Baumsockeln & auf dem Waldboden haben ihre Wasserspeicher gefüllt & leuchten hellgrün.
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Nebelfetzen unten im Wald um die Höllgrotten täuschen Rauchfahnen vor. Von dort auch ein Konzert mit zwei Motorsägen. Aufräumen nach den Winterstürmen.
Der Wind hat nicht nur Äste & Zweige, sondern auch prächtige Flechten von den Bäumen gerissen.
So 28 I 2018 Baarburg mit Irena 11:15
Die Flechten, die der Sturm von den Bäumen gerissen hat, sieht man nie auf oder über dem Waldboden wachsen. Sie sehen hier exotisch & fremd aus. Sie müssen weit oben in den Baumkronen heimisch sein - eine Welt für sich.
Bei Luegisland sind Vater & Sohn geschäftig um ein Lagerfeuer, über dem eine Pfanne Rösti brutzelt. Ein aufgeräumter Lagerplatz verrät, dass sie auch hier übernachtet haben.
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Gegenüber dem Unterstand am Berghang nahe Edlibach ist an einem kleinen Hügel, der von einer wehenden Schweizerfahne gekrönt ist, eine Gruppe von Menschen mit unterschiedlich farbigen Gleitschirmen am Üben. Orange, gelb, blau & violett.
Derweil Himmel und Berge in bläulich-gelblich-grauen Pastelltönen leuchten. (Irena)
Die nach einigen warmen & sonnigen Tagen erhofften ersten Huflattlch-Blüten finden wir noch nicht, aber einige grosse Knospen der Pestwurz sind als Frühlingsboten aus dem Boden geschossen.
So 4 II 2018 Baarburg 10:45
Im Wald liegt ein Hauch von Schnee von letzter Nacht. Es ist knapp über Null Grad. Die Sonne scheint durch einen dünnen Wolkenschleier.
Im Schnee eine frische Dachsspur, die mehr oder weniger dem Randpfad folgt. Zu meinem Erstaunen hat der Dachs einige Meter auf einem dünnen Stamm, der auf dem Boden liegt, balanciert.
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Ein grosser Bussard schraubt sich im Aufwind über dem bewaldeten Flusstal ohne einen einzigen Flügelschlag in die Höhe & er stösst dabei immer wieder helle kurze Rufe aus.
Fünf Ballone steigen langsam über den hohen Horizont neben dem Kloster Gubel. Wie ein stummer dramatischer Theater-Auftritt.
Di 13 II 2018 Baarburg 10:45
Von vorgestern Nacht hat es eine dünne Schicht Schnee, dazu Sonne & blauer Himmel. Der Boden ist hart gefroren. Es ist noch immer unter Null Grad.
Wieder eine relativ frische Dachsspur auf dem Randpfad. Er scheint fast jeden Tag das Bergplateau zu umrunden. Diesmal hat er die Geocache-Höhle beschnuppert & den schmalen Baumstamm rechts liegen lassen. Es hat auch einige Rehspuren, aber für einmal keine von Füchsen.
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Beim Unterstand steht Martin Romer & geniesst den Sonnenschein. Er erzählt, er habe den in der ganzen Schweiz bekannten Archäologie-Metalldetektor-Prospektoren Romano Agola auf die vielen offenen Wurzelteller der vom Sturm umgerissenen Bäume aufmerksam gemacht & dieser habe hier prompt einige mittelalterliche Münzen gefunden.
Er erzählt, dass in einem Zuger Lokalblatt ein Bericht über die von „Burglind“ verursachten Sturmschäden im Kanton & besonders auf der Baarburg erschienen sei.
http://www.korporationbaar.ch/cms/upload/dokumente/aktuell/Zugerbieter_20180117_Sturmschaden.pdf
Der Korporationsförster Werner Stocker wird dort wie folgt zitiert:
„Wir raten Waldbesuchern, sich bis im Frühjahr an die Wege zu halten und nicht abseits durch die Wälder zu streifen.“ (…) Auch sei es wichtig, keine Rottannen liegenzulassen. „Ansonsten kommt der Borkenkäfer.“ Insgesamt wird in diesem Jahr aber10 bis 15 Prozent mehr Totholz als üblich im Wald liegen bleiben. Das ist positiv für die Biodiversität, denn Torholz im Wald fördert die Artenvielfalt und hat dadurch einen hohen Naturschutznutzen.
(Claudia Schneider Cissé, Zugerbieter, 17. Januar 2018)
Beim Chriesibrunnen, wo vor Weihnachten der Fichtenwald ausgelichtet wurde, zeigt mir Martin Romer neben einem grossen Holzstapel eine kleine Inschrift, die jemand aus hellen Holzsplittern auf den Boden gelegt hat.
So 18 II 2018 Baarburg 11:00
Der Wald ist über Nacht eingeschneit worden. Der vom starken Regen letzte Woche aufgeweichte Boden unter dem Schnee ist glitschig, so dass ich beim Steilaufstieg rutsche & stürze.
Die Wolken lösen sich auf & die Sonne & der blaue Himmel bringen den Schnee zum Leuchten & Schmelzen. Ab & zu löst sich ein Schneeschauer in grossen Flocken von den Baumkronen.
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Im Fundbericht von Romano Agola heisst es zu seiner Prospektion vom 19. & 20. Oktober 2017 auf der Baarburg:
Im Zentrum der Fläche wurde ein Stück gerodet und mit Jungbäumen neu bepflanzt. Die Prospektion auf dieser Fläche ergab neben zwei römischen Münzen Fragmente von zwei Bronzeringen die aber auch neuzeitlich sein könnten.
Zur allgemeinen Situation wird festgehalten:
Im Gegensatz zu früher, sind die Hänge alle ziemlich überwachsen was ein weiteres Abrutschen oder Umlagern der Schichten verhindert. Vor und kurz nach dem Sturm Lothar waren die Abhänge instabil und immer in Bewegung. Durch das Fehlen der grossen Bäume und dem Lichteinfall hat sich viel Grünzeug gebildet welches die Abhänge stabilisiert.
Weiter hat Romano Agola in 15 bis 20 cm Tiefe einige Patronenhülsen gefunden & in 75 cm Tiefe eine historische Keramikscherbe.
So 25 II 2018 Baarburg mit Irena 11:45
Es ist eiskalt. Etwa 5 Grad minus. Bis zum Steilaufstieg weht zudem eine starke Bise, welche die Kälte schneidend macht. Oben auf dem Plateau ist man aber weitgehend vom Wind abgeschirmt. Er braust weit oben durch die Baumkronen. An feuchten Orten knirscht der gefrorene Boden unter den Sohlen.
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Trotz dem Frost finden wir zu unserem Erstaunen den ersten Bärlauch, bereits öffnen sich einige gelbe Huflattichblüten & auch beim Pestwurz zeigen sich die gelben Blüten. Der Frühling ist in Lauerstellung.
Bei einem schmalen Baum ist die Rinde über den Frassspuren eines Borkenkäfers an mehreren Orten grossflächig aufgeplatzt, so dass das markante Muster gut ersichtllich ist.
So 4 III 2018 Baarburg 11:30
Im Tal ist noch dichter Nebel, die Temperatur um den Gefrierpunkt. Die Baarburg ragt aus dem Nebelmeer. Sonne & blauer Himmel. Es wird schnell warm, um die fünf Grad. Der Schnee wird wohl bald getaut sein.
Ein Ornithologe, der für den Zuger Vogelschutz die Nistkästen für Waldkäuze in Baar betreut, hat mich um den Standort des Nistkastens gebeten, den ich im Januar letztes Jahr im Protokoll abgebildet habe.
Ich kann mich an den Ort nicht mehr genau erinnern & habe ihn auch nicht mehr weiter beachtet, kann ihn aber anhand der Abfolge der damals gemachten Bilder auf eine Strecke von etwa 800 Metern eingrenzen. ich suche heute aber vergeblich nach dem Nistkasten. Er ist spurlos verschwunden. Vielleicht von einem Sturm heruntergerissen. Vielleicht ist der Baum auch gefällt worden.
Es hat auffallend viele Rehspuren im Schnee. In letzter Zeit fehlten sie auf dem Plateau ganz. Wahrscheinlich haben sich die Rehe während dem Frost mit der oft heftigen Bise am Bergsockel im Windschatten aufgehalten. Daneben die obligate Dachs- & eine Fuchsspur.
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Das Sturmholz ist zu einem grossen Teil aus dem Wald geräumt worden & liegt gestapelt am Rand der Waldstrasse. Die aufgerichteten Wurzelteller sind mehr oder weniger zurückgeschoben worden.
Manchmal schwappt der Nebel kurz über den südwestlichen Plateaurand.
So 11 III 2018 Baarburg 11:00
Es ist grau bewölkt. Gegen 10 Grad warm. Blasse Spätwinterfarben: Helles Braun & stumpfes Grün. Vielstimmiger Vogelgesang.
Über den Winter haben sich nur Wenige ins Geocache-Logbuch eingetragen.
1.11.17 ebach 29 (stilisierter Kopf)
27.11.17 (?)win. mystery TFTC
11.1.18
20.1.18 TFTC
Sthat + Köbes
cooler Ort!
out:coin + TB
28.1.2018 Derück(?)
TFTC
zu Ehren von Lynn
(verschmierter runder Schriftstempel)
REIMINA - REIMINA
17.2.18 besujad (stilisiertes Herz & Sonne) TFTC
Danke fürs herführen
Nun ist auch die grosse geknickte Fichte, die beinahe auf den Unterstand gestürzt ist, weggeräumt. Nur der Stamm. Die abgesägten Äste sind alle liegen gelassen worden.
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Der Ornithologe Leo Truttmann, der sich wegen dem Nistkastenbild erkundigte, hat mir zurückgeschrieben:
Wir vom Zuger Vogelschutz haben rund um die Baarburg 7 Waldkauz-Kästen, die wir betreuen. 2017 haben wir 10 junge Waldkäuze in 2 Bruten beringt. Eine weitere Brut mit 7 Eiern wurde nicht ausgebrütet, vermutlich ist das Weibchen ums Leben gekommen. In einem der Kästen ist nach dem Ausflug der jungen Ästlinge eine Hornissenkönigin eingezogen und hat ein grosses Volk gegründet, der Kasten war total mit Waben ausgefüllt.
Auf die helle Fläche eines frisch gesägten Stumpfs eines vom Sturm geknickten Baums hat jemand mit einer Motorsäge eine Erinnerung an den verheerenden Wintersturm gefräst.
BURGLIND
2018
Sa 17 III 2018 Baarburg 10:00
Es ist kühl, grau bewölkt. Wie ich das Plateau erreiche, sehe ich die Sonne als blasse Scheibe, die aber bald verschwindet. Die Wolken verdichten sich, es wird dunkler. Bald soll es regnen, in der Nacht sogar gefrieren.
Hier oben sind mit einem Laubbläser wieder einmal alle Blätter von der Waldstrasse & um den Unterstand herum weggepustet worden. Die Abzweigung von der Strasse zum Unterstand ist aufs Doppelte verbreitert worden. Bahn frei für grosse Lastwagen!
Waldpflege der Korporation Baar.
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So 25 III 2018 Baarburg 11:00
Ab heute ist Sommerzeit. Nach einer kalten Nacht wird es mit strahlender Sonne schnell wärmer. An schattigen Orten hat es aber noch Schneereste.
Schon beim Aufstieg höre ich von oben Stimmen & Rufe. Wie ich das Plateau erreiche, verteilt sich eben eine grosse Gruppe von Kindern & Jugendlichen im Wald zum „fötzele“, zum Abfall einsammeln. Später stehen sie in einem grossen Kreis & singen Sprechchöre. Die Schlafsäcke sind eingerollt & die Rucksäcke gepackt. Beim Vorbeigehen höre ich, wie ein Mann mit „Liebe Pfadfinderinnen & Pfadfinder“ eine Ansprache beginnt. Neben der Waldstrasse stehen ein Auto & ein kleiner Lastwagen für das Gepäck.
Ich finde eine kleine braunweisse Feder, wahrscheinlich von einem Milan.
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In einem der Teiche hat es am Rand einige kleine Laichteppiche & darum herum einige recht grosse Frösche. Ein fester Tritt oder mein Schatten lässt sie in Deckung tauchen, aber nach kurzer Zeit wagen sie sich wieder an die Wasseroberfläche.
So 15 IV 2018 Baarburg 12:00
Wie ich mich gegen Zecken einspraye, kommt ein Wiesel gegen mich gerannt & verschwindet ganz nah in einer Ritze der Parkplatz-Umfassungsmauer. Das geht alles sehr schnell, aber ich sehe, dass das Fell bereits nicht mehr die Winterfärbung hat, sondern hellbraun ist, mit der charakteristischen schwarzen Schwanzspitze.
Schon beim Teich treffe ich Martin Romer. Wir gehen teils zusammen, teils jeder für sich. Treffen uns wieder beim Unterstand & später oberhalb des Bärlauchhangs, wo wir einige Blätter pflücken.
Ich begegne dem Gemeindepräsidenten von Baar & seiner Frau & wir sprechen kurz über Wiesel , Rehe & Hirsche.
Die hellen weichen Buchenblätter im Unterholz & bei vereinzelten grossen Bäumen haben sich geöffnet. Für mich der schönste Moment des Jahres. Jetzt hat der Frühling wirklich begonnen.
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Ich lege einige Steine auf das Iglu, die ich an einer frühkeltischen Siedlungsstelle in der Südsteiermark aufgelesen habe.
So 22 IV 2018 Baarburg mit Irena 11:15
Kürzlich hat es noch geschneit, jetzt ist es bereits sommerlich. Alle Bäume öffnen ihre Blätter dieses Jahr gleichzeitig, während das sonst über Wochen verteilt geschieht. Eine Fülle von verschiedenen Hellgrün bringt den Wald zum Leuchten. Am Nachmittag soll es bis 28 Grad warm sein.
In den Teichen wimmelt es von Kaulquappen. Kleine schwarze & etwas grössere graue. Molche kommen ab & zu an die Wasseroberfläche & zeigen ihre orangeroten Bäuche.
Zuerst hören wir ihn rufen, dann sehen wir einen Wanderfalken vor der hohen Felswand über den Baumkronen hin- und herfliegen.
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Im Unterstand liegt eine geöffnete grosse Kartonschachtel eines HORIZON Pflegesets. Einige aufgefächerte farbige Magazine. Ein Zeckenspray. Ein Zigarettenstummel, Ein gebrauchtes Papiertaschentuch.
Noch nie ist mir aufgefallen , wie schön die Samenkugeln des Huflattichs sind.
(Obwohl ich mich auf der Baarburg immer mit einem Zeckenspray, langen Hemdsärmeln & hohen Schuhen schütze, entdecke ich am nächsten Morgen eine Zecke am Oberschenkel.)
Di 1 V 2018 Baarburg 9:45
Der Wald ist nass & noch immer regnet es, lässt aber zunehmend nach. Später setzt dann wieder Regen ein, aber ich bin gewappnet & habe eine Kapuze eingepackt.
Der braungoldene Teppich auf dem Waldboden von Knospenhüllen & Blüten der Buchen, der von den trockenen Tagen zum Leuchten gebracht worden ist, hat sich durch die Feuchtigkeit ins Matte Gelb & fahle Braun verfärbt.
Der gelbe Blütenstaub, der alles überpudert hatte, ist verwaschen & markiert die Umrisse von eingetrockneten Rinnsalen.
Die Stechpalmen blühen. Ihre weissen Knospenkugeln leuchten aus dem dunklen Grün & duften süss.
15 2342
Ein grosser Stein der gemauerten Lagerfeuerumrandung ist mit einem Muster aus leuchten farbigen Kreisen bemalt worden
Die neuste Kahlschlagfläche ist mit jungen Bäumchen bestückt & mit einem Drahtzaun abgesperrt worden. Wohl gegen Wildverbiss. Eine gute Alternative zu den hellgrünen Kunststoffhüllen, die sonst die Jungbäume schützen und später dann oft im Wald herumliegen.
Bärlauch & Walderdbeeren blühen.
So 6 V 2018 Baarburg mit Irena 11:15
Der graue Hochnebel löst sich bald auf. Sonne, mit einer kühlen Bise. Eine Fülle von Vogelstimmen & Blüten, weiss, blau & gelb.
16 2343
Üppiges frisches Laub in verschiedenen Nuancen: Wir baden im Grün. (Irena)
Am Waldstrassenrand ein grosser schöner Schwalbenschwanz.
So 13 V 2018 Baarburg 11:00
Es ist grau bewölkt. Sieht nach Regen aus. Der kommt dann aber doch nicht.
Wieder einmal im Geocache-Logbuch nachgeschaut. Einige neue Einträge, mehrere davon aber nur unleserliche Schnörkel.
Nirwana 2000
&
pasterla
7.4.18
15.4.2018 ganzbaf + family
15.4.18 Muggi 076
SadisticSafari
21.APR.2018
27.4.18 Fränzi 88
2. Mai 2018
Elisabeth&Beata
6.Mai 2018 Vintagepasa
17 2344
Beim Unterstand ist knapp unter dem Vordach ein Kreis aus faustgrossen Steinen gebildet worden. Darin einige Ästchen trockene trockenes Feuerholz. Zwischen den Bäumen & Bänken setzen drei säuberlich gebildete Haufen Holz eine Art grosses Zeichen in den Wald. Auf dem Boden daneben ein mit weissen Kunststeinen gefülltes Oval. An einem dünnen Buchenästchen knapp oberhalb Reichweite hängt das dunkle Halstuch, das schon einige Zeit im Unterstand herumlag. Direkt hinter dem Unterstand liegt verschmutztes Toilettenpapier, einiges davon stark blutverschmiert.
In der Nähe des Eingangs beim neuen Zaun liegt ein Ast, der am zugespitzten Ende signalpink gefärbt ist. Diente wohl als Markierung beim Erstellen des Zauns.
Der Bärlauch blüht. Er riecht streng.
Beim Waldausgang kommen mir zwei jüngere Frauen entgegen. Sie tragen je einen hoch beladenen grossen Rucksack & eine von ihnen zieht dazu noch eine grosse Tasche auf einen Rollgestell. Ausgerüstet wie für eine wochenlange Expedition ins Niemandsland.
Pfingstmontag 21 V 2018 mit Irena 11:15
Es ist sonnig & warm mit einem lauten Lüftchen.
Auf der Waldstrasse begegnen wir einer kleinen Gruppe von Männern & Halbwüchsigen. Einer von ihnen trägt in einem Tuch eingewickelt Weinbergschnecken.
Nachträglich bereue ich, dass ich ihn nicht wenigstens freundlich darauf hingewiesen habe, dass diese Tiere in der Schweiz geschützt sind & nicht gesammelt werden dürfen.
Am Waldstrassenrand & im Unterholz blüht es weiss, gelb & blau. Diverse Farne entrollen neue Blätter.
18 2345
Beim Unterstand hat es einige sorgfältig aus Blättern geformte Kreise auf dem Boden.
Auf einer der Bänke sitzt eine Frau mit einem kleinen Hund.
Eine Familie mit zwei Kindern kommt hinzu & macht Vorbereitungen für ein Lagerfeuer. Die Frau mit Hund geht weiter & bald verabschieden auch wir uns.
Irena sammelt duftende weisse Holunderblüten & einen Gräserstrauss.
So 27 V 2018 Baarburg 11:30
Es ist sommerlich heiss & trocken. Die Gewitter gestern Abend sind anscheinend an der Baarburg vorbei gezogen.
In einem der kleinen Weiher schwimmen & tauchen mehrere Molche. Im grossen Weiher hat es neben wendigen kleinen schwarzen Kaulquappen auch solche, die bereits Kopf & Beine eines Froschs oder einer Kröte, aber auch noch einen schwarzen Pfeilschwanz haben.
19 2346
Es hat viele Spaziergänger heute. Mit Hunden oder Kindern. Diesen sieht & hört man die Freude an, im Wald Neues zu entdecken. Unterstützt & ermutigt von den Eltern.
In der Nähe des Jungwald & eines der Kahlschlaggebiete entsteht zwischen einigen hohen Fichten bei einem vermoderten Baumstumpf ein Ameisenhaufen. Hier oben auf dem Plateau hat es das in den letzten 30 Jahren nicht gegeben.
Sa 2 VI 2018 Baarburg 10:45
Schwemmspuren auf dem Waldboden & die dunkelfeuchte Erde zeigen, dass es gestern hier stark geregnet hat. Eines der vielen heftigen Gewitter in der Schweiz & in ganz Europa in den letzten Tagen.
An sonnigen Lagen wird es schnell heiss & schwül, im Schatten bleibt es vorläufig kühl.
20 2347
Ich habe heute den Wald für mich allein. Begegne niemandem. Höre viel Vögel singen. In den Teichen schwimmen Kröten, Molche & immer noch recht viele Kaulquappen.
So 10 VI 2018 Baarburg 11:30
Es ist sommerlich schwül. Ein leichtes Lüftchen kühlt das Waldesinnere angenehm.
Ab & zu bin ich von einer Wolke Lindenblütenduft umhüllt. Da es hier oben nur vereinzelt Linden hat, ist das immer wieder von Neuem überwältigend.
21 2348
Während vor einer Woche der Ameisenhaufen kaum grösser schien als eine Woche zuvor, aber weiterhin viele Ameisen herumkrabbelten, vermutete ich, es sei eine Art, die ihren Bau in den Boden gräbt. Aber jetzt ist der kleine Haufen aufs Doppelte gewachsen. Ich markiere den Rand mit zwei kleinen Ästchen, um nächstes Mal den Fortschritt beim Bau feststellen zu können.
Am Fuss einer hohen schütteren Fichte, deren bis hoch hinauf astloser Stamm von einer dicken Efeuranke umschlungen ist, liegen viele unreife junge Zapfen. Ihre Schuppen zeichnen ein faszinierendes regelmässiges Farbenmuster von Hellgrün & einem Hauch von Aubergine.
So 17 VI 2018 Baarburg 11:15
Ab & zu einige Tropfen. Viel Regen ist eigentlich nicht angesagt & ich bin zuversichtlich.
Aber dann beginnt es plötzlich zu giessen wie aus Kübeln. Eine zeitlang finde ich unter einer grossen Linde etwas Schutz, aber nach zehn Minuten dringt auch hier das Wasser durch & ich haste den knappen Kilometer im strömenden Regen zum Unterstand, wo ich völlig durchnässt ankomme. Es regnet fast ein Stunde & tropft dann noch eine zeitlang vom Laubdach weiter.
22 2349
Am Bergsockel sind auf der Nordostseite auf beiden Seiten der Waldstrasse einige grosse Bäume gefällt worden.
Es blüht leuchtend prächtig am dunklen Strassenrand.
Mo 25 VI 2018 Baarburg 10:45
Eine hellgraue Wolkendecke löst sich langsam auf & es wird an diesem kühlen Morgen etwas wärmer. Ab & zu rauscht ein Windstoss durch die Bäume.
Gestern habe ich nach Jahren wieder einmal einen recht heftigen Hexenschuss gehabt. Ich konnte nur noch stark gebeugt & mit starken Schmerzen gehen. Über Nacht ist der Schmerz aber wieder schwächer geworden & ich kann fast wieder aufrecht gehen. Ich weiss aber, dass eine unwillkürliche falsche Bewegung sich verheerend auswirken könnte & setzte deshalb abseits der Waldstrasse sorgsam Schritt auf Schritt. Wenn ich etwas vom Boden aufhebe, bücke ich mich nicht, sondern gehe in die Knie.
Diese Achtsamkeit überträgt sich auf meinen Blick. Ich beachte mehr Nuancen & Details. Ein besonderer Stein, Moos an einem Baumsockel, eine vernarbte Verletzung an einem Stamm.
23 2350
Zwischen den Wurzeln einer grossen Buche beim Unterstand liegen rotorange Beeren & rote Rosenblätter.
Der weisse Steinkreis ist mit einigen Erdnüssen ergänzt & von einem Strahlenkranz aus Blättern, Blüten & Schachtelhalmstengeln umgeben.
Am Rand & im Innern des Steinmosaiks haben Spinnen Nester (oder Fallen?) gebaut.
Mo 2 VII 2018 Baarburg 10:15
Ein schöner Hochsommertag. Es soll über 30 Grad heiss werden. Aber im Waldschatten ist es noch angenehm kühl.
Am Plateaurand beim Unterstand ist eine etwa 5 Meter hohe junge Buche, die als natürlicher Ersatz für die beiden flankierenden grossen, aber verletzten Buchen möglich gewesen wäre, die Krone mit Gewalt weggerissen worden.
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Auf der Bank vor dem Unterstand hat es rostrote Farbtupfer, die aber eher zufällig denn als Muster oder Zeichen angeordnet sind.
Von allen Seiten jubilieren Buchfinken.
Mich fasziniert, wie im Universum in allen Dimensionen vom Atom bis zum Weltall Muster & Texturen entstehen, die manchmal sehr ähnlich sind. Muster aus Flechten & Moosen gleichen Piktogrammen oder Landschaften aus der Vogelschau.
Mir fällt eine Ameisenstrasse auf, auf der vom Plateurand her leuchtend weisse Puppen transportiert werden. Nach einigen Metern verschwinden die Lastenträger in einem unscheinbaren Loch unter einer Baumwurzel.
Bei meinem erhofften Ameisenhaufen geht es kaum weiter. Es hat zwar immer Ameisen dort, aber der kleine Nadelberg wächst über Wochen kaum. Der Bau scheint auch dort eher unter dem Boden zu sein.
Unter einer grossen Buche hat jemand mit faustgrossen Steinen sorgfältig einen Steinkreis gebildet, der eine Feuerstelle umrahmt. Gefüllt mit Holzkohle & Asche, etwas trockenem Anfeuerholz & einem grünen Farnblatt.
Sa 7 VII 2018 Baarburg 6:45
Ich bin früh heute, da ich Irena für einen Flug nach Warschau nach Kloten gefahren bin. Im Wald ist es nach dem gestrigen Regen kühl & nasss. Am Nachmittag soll es aber bereits wieder heiss werden.
Die kühle Luft riecht intensiv nach Erde & Vegetation. Quer durch die Landschaft hängen Nebelfetzen, Reste der Regenwolken, die sich an der Sonne langsam auflösen.
Ich höre recht nah im Unterholz ein Tier fliehen & sehe zu meiner Überraschung kein Reh, sondern eine Gemse.
Schon vor einigen Jahren lebte ein Gemspaar einige Monate auf der Baarburg. Sie fühlten sich in den Steilhängen & Felswänden hier anscheinend wohl. Rothirsche & Gemsen kommen ins Mittelland, Luchs & Wolf in die Alpen & Voralpen. Eigentlich ist es paradox. Das Schweizer Mittelland wird fortschreitend zubetoniert. Gleichzeitig drängt die Wildnis zurück.
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Kurz nach neun Uhr fallen im Schiessstand am südwestlichen Sockel der Baarburg die ersten Schüsse.
Mo/Di 9/10 VII 2018 Baarburg 16:30
Es ist etwa 30 Grad heiss, aber im Wald mit etwas Bise relativ kühl.
Während ich sonst fast immer am Vormittag hier bin, ist es jetzt später Nachmittag. Ich werde hier oben unter freiem Himmel übernachten. Habe etwas Proviant, eine dünne Isoliermatte & einen Schlafsack dabei.
Kaum bin ich beim Unterstand, wo ich auch mein Nachtlager einrichten werde, kommt ein älterer Mann herbei & setzt sich auf die entferntere der beiden Aussichtsbänke. Nach einer halben Stunde geht er weiter. Ausser Begrüssung & Abschied haben wir kein Wort gewechselt.
Auf einer Aussenwand des Unterstands steht neu, die ganze Wand füllend,
FLACKY + RYNA == BFF
Dabei ist BFF & das Ganze je von einem Herz eingefasst.
Für mich sind verschiedene Waldpartien ganz anders & wie neu in diesem Spätnachmittagslicht.
Ich treffe wieder einmal Martin Romer & wir gehen ein Stück Weg zusammen. Wir sorgen uns beide über das wenige Wasser in den Biotop-Teichen & hoffen, dass es noch möglichst lange dauert, bis die Waldstrassenböschungen wieder wie jedes Jahr abrasiert werden.
26 2353
Wie ich zurück beim Unterstand bin, kommen zwei junge Männer mit dem Velo angefahren. Auf einer der Aussichtsbänke packen sie ein Nachtessen in Plasticschalen. aus. Für mein Essen wechsle ich nach Luegisland, mit Abendsonne.
Aber schliesslich kann ich mich einrichten für die Nacht unweit des Unterstands. Beim Einnachten sehe ich noch eine kleine Fledermaus. Ich tanze noch etwas zu rRoxymore & Haydn & dann ab in den Schlafsack.
Aber statt der erhofften Tierlaute höre ich bald Stechmücken, die trotz Spray unbeirrt meinen Kopf umschwirren, so dass mich mit einer Decke abschirme. Ich schlafe kaum, der Boden ist uneben & hart. Einmal höre ich eine Eule rufen. Vielleicht mal ein undeutliches Rascheln. Sonst nichts.
Um 5 Uhr früh wird es hell & ich beginne sogleich zu packen. Dosiere Aufbruch & Rückweg so, dass ich auch dem Heimweg frische Gipfeli kaufen kann.
In kurzem Abstand fliegen tief & laut zwei grosse Verkehrsflugzeuge vorbei. Wohl auf der Warteschlange nach der Nachtruhepause am Flughafen Kloten.
So 15 VII 2018 Baarburg 11:00
Es ist schon recht heiss & weiterhin sehr trocken. Der grün bewachsene Mittelstreifen der Waldstrasse ist an sonnenbeschienenen Stellen gelb ausgetrocknet. Und an der üppig bewachsenen Böschung lassen einige Pflanzen die Blätter hängen. Auf den Nachmittag werden Gewitter erwartet.
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Ein älteres Ehepaar setzt sich auf die entferntere der beiden Aussichtsbänken & packt den Proviant aus.
Dann kommt eine Frau um die 50 mit kurzen Haaren, setzt sich auf die nähere Bank, nimmt einige Schlucke aus einer Flasche & beginnt zu lesen.
Der Ameisenhaufen ist wider Erwarten doch etwas grösser geworden. Nahe dem Rand klafft ein wie gestanzt rundes Loch, etwa so gross wie eine Frankenmünze. Ich beobachte etwa 20 Minuten, wie Ameisen mit Nadeln & Ästchen ihren kleinen Bau ergänzen & sehe mit Staunen, dass sie in dieser Zeit auch das grosse Loch sozusagen zudeckeln. Ganz raffiniert sichern sie mit längeren Ästchen zuerst den Rand, um dann mit kürzerem Material die neu gewonnene Fläche zu füllen.
Wie ich das Plateau verlassen will, treffe ich auf Martin Romer & wir gehen zusammen zurück zu unseren Autos. Das Wasser der beiden grösseren Teiche ist trüb von badenden Hunden. Dennoch sehen wir nach kurzem Warten eine kleine dünne Ringelnatter, die sich durch das Wasser schlängelt & hinter einem grossen Stein verschwindet.
Einer der vier Teiche ist bereits ausgetrocknet, die anderen drei haben immer weniger Wasser. Martin wird die Gemeindebehörden darauf aufmerksam machen.
Do 19 VII 2018 Baarburg mit Irena 11:00
Wieder ein heisser Tag. Aber im Wald ist es auch am späten Morgen noch angenehm kühl.
Zu Beginn des Rundgangs zeigt sich beim zweiten Teich eine kleine Ringelnatter, die mit eleganten Schlaufenbewegungen durchs Wasser zum Schilfgürtel gegenüber schwimmt und zwischen den Stängeln verschwindet.
Heute fallen mir allerlei Zivilisationsgeräusche auf: Motor von Pendelmäher, Autos, Flugzeuge. Daneben verblasst das Vogelgezwitscher im Hintergrund. (Irena)
Punkt 11:45 wird das Bromberstaudenmähen eingestellt & für die Mittagspause ins Tal hinuntergefahren.
Für Irena war die Ringelnatter daumendick, für mich bleistiftdünn. Das zeigt, wie relativ solche Beobachtungen im Detail sind.
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Auf der Rücklehne eines der Aussichtsbänke heisst es neu:
LET Your Problems FADE AWAY
Dem Pendelmäher ist leider auch der kleine Ameisenhaufen zum Opfer gefallen. Einfach weggemäht & zusätzlich noch mit den Schuhen zertreten. Das mag Unachtsamkeit sein, sieht aber nicht so aus.
Di 31 VII 2018 Baarburg 11:45
Schon am Vormittag ist es gegen 30 Grad warm. Am Nachmittag wird es um die 34 sein. Es herrscht grosse Trockenheit. Bei einigen Bäumen werden die Blätter bereits braun oder gelb. Selbst einige Brombeerranken lassen die Blätter hängen. Die sattgrünen Felder & Wiesen der Sommerlandschaft werden zunehmend matt gelb & braun.
Bei den beiden offiziellenFeuerstellen sind Plakate aufgestellt mit einem gelbschwarzroten Bild eines brennenden Waldes.
KEIN FEUER MACHEN! Waldbrandgefahr
Im Wald, in Waldesnähe und in der offenen Landschaft ist es generell verboten, Feuer zu entfachen, Raucherwaren wegzuwerfen und Feuerwerke zu entzünden.
Diese Verbot gilt auch für offizielle Feuerstellen.
Auskunft erteilen:
Amt für Wald und Wild
Gebäudeversicherung
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Jemand hat aus einigen der herumliegenden weissen Steine beim Unterstand ein stilisiertes Herz geformt.
Manchmal fährt ein lauer Windstoss durch die Baumkronen & bringt einzelne Bäume zum Rauschen.
Die Ameisen sind unermüdlich & haben bereits wieder einen kleinen Nadelhaufen gebaut.
Mo 6 VIII 2018 Baarburg 11:30
Die trockene Hitzeperiode hält an. Wieder ist es bereits um die 30 Grad warm. Am Nachmittag könnte es Gewitter geben. Die Weiher haben noch knapp die Hälfte ihres üblichen Wasserstands. Bereits bedeckt ein frischer Blätterteppich den Waldboden. Gelb die Lindenblätter, braungolden die der Buchen. Aber nur vereinzelte Bäume sind schon ganz braun wegen der Trockenheit.
Von der Plateaumitte her hört man zwei Motorsägen. Ein grosser Baum fällt ächzend & bringt den Waldboden zum Zittern.
30 2357
Auf einer der Aussichtsbänke beim Unterstand liegt ein Mann im Halbschatten. Martin Romer. Wie ich findet er den Wald den angenehmsten Aufenthaltsort bei heissem Sommerwetter.
Er warnt mich, die Holzfäller seien ganz in der Nähe meines Iglus. Jetzt während ihrer Mittagspause können wir einen Augenschein nehmen.
Etwa zehn Meter nah ist eine grosse Fichte gefällt worden, aber sie ist zum Glück auf die andere Seite gefallen. Ein grosser Traktor hat eine breite Schneise zum Wegschleppen der Stämme in den Waldboden planiert.
Mo 13 VIII 2018 Baarburg 9:45
Es wird schnell gegen 24 Grad warm. Aber von Westen nähern sich Wolken & ab & zu fährt ein Windstoss durch die Baumkronen. Am Nachmittag soll es regnen & stürmisch winden. Aber noch ist der Wald trocken.
Von den vier Weihern ist einer ausgetrocknet, die anderen drei haben noch etwa einen Drittel ihres normalen Wassers. Im breiten Ufersaum Spuren von Hundepfoten & eines Rehs.
Im Gegensatz zu vielen Regionen des Schweizer Mittellands ist hier (wegen der anhaltenden Trockenheit) erst bei wenigen Bäumen das Laub bereits braun. Aber auch die grünen Bäume verlieren Blätter. Einige Zweige werden gelb. Am Boden hat es neben dem frischen goldbraunen Laub auch viele grüne Blätter. Eine schlanke Linde hat bereits fast alle (noch grünen) Blätter verloren. An trockenen Standorten verdorren junge Buchen im Unterholz.
Ein schöner goldbraunschwarzer Milan kreist lautlos wenige Meter vor der Kante der Felswand. Manchmal passiert er nur wenige Meter von mir entfernt hinter dem Laubvorhang.
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Drei Generationen einer Familie sind um den Unterstand & die beiden Aussichtsbänke gruppiert. Grosseltern, Mutter & je zwei Buben & Mädchen. Die Kinder sind etwas irritiert, wie ich plötzlich von der Seite her auf dem kaum sichtbaren Randpfad auftauche, haben sie doch die Zufahrtsstrasse mit einer kleinen dürren Fichte & einigen Ästen blockiert. Die Grossmutter kommt zu mir vor dem Unterstand & wir sprechen kurz darüber, dass es bald regnen & kräftig winden soll.
Auf dem Sitzbrett vor dem Unterstand sind mit einem in Holzasche der Feuerstelle (es herrscht noch immer Feuerverbot) geschwärzten Ast die Namen
ANIKA + ROMY
NILS NICK
geschrieben. Dem Tuscheln der Kinder entnehme ich, dass sie hier eben ihre Namen aufgeschrieben haben.
Es sind sicher gut ein Dutzend Bäume gefällt worden. Hauptsächlich etwa 80-jährige Fichten. Die schweren Forstfahrzeuge haben eine breite Schneise, die wie eine neue Waldstrasse wirkt, in den Waldboden gedrückt. Gemäss forstwissenschaftlichen Untersuchungen wird so der Boden über Dutzende, wenn nicht Hunderte von Jahren massiv beschädigt.
Auf dem steilen Stück der Zufahrtsstrasse ist auf den beiden breiten Fahrspuren frischer Schotter ausgebracht, damit die schweren Fahrzeuge nicht ins Rutschen kommen.
Di 21 VIII 2018 Baarburg 10:30
Es ist erneut warm & sonnig. Am Nachmittag soll es 30 Grad heiss werden. Regen ist erst am Wochenende in Sicht. Die Weiher sind nochmals um die Hälfte geschrumpft.
Martin Romer hat mir geschrieben, dass letzte Woche die Vegetation der Waldstrassenränder weggefräst worden sind:
Gerade wurden die Börder geschnitten, diesmal etwas sanfter und auf der rechten Seite weniger weit in den Wald rein. Sie sind noch grün und nicht wie letztes Jahr bodeneben braun und erdig.
Auch ich sehe erfreut, dass diesmal weit schonender vorgegangen worden ist als in den letzten Jahren.
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Ein Auto der Korporation kommt auf der Waldstrasse & fährt am Unterstand vorbei weiter, hält sporadisch kurz an, als würde der Fahrer etwas suchen oder kontrollieren.
Noch immer ist im Wald verboten, ein Feuer zu entfachen.
Am bemoosten Fuss einer der grossen Buchen beim Unterstand liegt ein rosa Rose.
So 2 IX 2018 Baarburg mit Irena 11:30
Kaum sind wir bei den Weihern, kommt Martin Romer hinzu. Wir freuen uns, dass der Wasserspiegel in allen Weihern deutlich gestiegen ist. Wir sehen kleine Unken, junge Molche, Kaulquappen. Martin erzählt, er habe letzthin ein Kind ermahnt, keine Steine in den kleinsten Teich mit den Unken zu werfen. Und eine Anwohnerin habe berichtet, sie müsse ab & zu Halbwüchsige zurechtweisen, die speziell dazu mit ihren Motos zu den Weihern fahren, um dort grosse Steinbrocken hinein zu werfen.
Es regnet seit einigen Tagen ab & an. Der Boden ist feucht & dunkel. Der Wald strotzt wieder grün. Nur vereinzelt haben Bäume schon gelbe Blätter oder sind bereits kahl nach der langen Trockenheit.
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In den grossen Karrenspuren der Schneise vom neusten Holzschlagplatz zur Waldstrasse haben sich Wasserlachen gebildet. Hier ist der vorher poröse & lockere Waldboden für Jahre & Jahrzehnte wie versiegelt.
Beim Parkplatz am Baarburg-Rank steht ein kleiner Anhänger, der als mobile Plakatwand für die anstehen Wahlen im Kanton Zug dient. Ein unzeitgemäss bewaffneter Kandidat der Aktion unabhängiger Bürgerlicher in Baar sieht reichlich komisch aus vor diesem Hintergrund neben dem grünen Robidogkasten mit der roten Zunge.
Sa 8 IX 2018 Baarburg 10:15
Über der Wiese auf der ehemaligen Abfalldeponie rüttelt ein Falke.
In den Weihern hat es nochmals etwas mehr Wasser. Ich sehe zwei Molche, etwa 8 cm gross. Es ist sonnig & warm. Der Wald hier hat die lange Trockenheit gut überstanden. Die Bäume sind nach wie vor mehrheitlich satt grün.
Über den Sommer hat sich kaum jemand ins Geocache-Logbuch eingetragen. Im Mai & Juni je ein nicht entzifferbarer Eintrag, dann noch
26.8.18 MarsuppiS.
Dazu liegt neu eine kleine Metallkette mit 13 gelochten Münzen aus aller Welt und einer Plakette mit dem Aufdruck
TRAVEL BUG
48HEZ4
in der Schachtel.
Ab & zu fällt ein Schuss im Schiessstand am Baarburgsockel.
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Zwei Milane kreisen rufend & aufeinander abgestimmt vor dem Steilhang.
Auch dieses Jahr wieder sind die meisten der in den beiden Kahlschlaglichtungen neu gepflanzten jungen Eichen stark von Mehltau befallen. Ob sich das wohl auswächst, wenn die Bäume grösser werden?
Bei einem kleinen Stapel gefällter Bäume am Waldstrassenrand ist auf die Schnittfläche einiger Stämme gross & grell in oranger Farbe geschrieben
B L A U
So 16 IX 2018 Baarburg 11:00
Jemand hat Dutzende von faustgrossen Steinen in den grössten Weiher des Biotops geworfen. Ein sinn- & geistloser Bubenstreich.
Es ist sonnig & recht warm. Martin Romer kommt mir mit einem Korb voller Pilze entgegen, die er auf der Baarburg gesammelt hat.
Ein Zecke krabbelt über meinen Handrücken, auf der Suche nach einer geeigneten Stelle für eine Blutmahlzeit.
Beim Unterstand hat sich eine Familie mit Kindern & Grosseltern eingerichtet. Ich gehe grüssend vorbei & weiter.
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Madlena Cavelty, Geografin, spezialisiert auf Kartographie, hat mir einen Kartenausschnitt der Dufourkarte von 1847 geschickt, der die Baarburg als markante Kreisstruktur mit interessanten Details zeigt. So sieht man, dass der alte Hohlweg, von dem die Korporation Baar vor einigen Jahren einen der verbliebenen Teile zerstörte, damals der einzige Zugang zum Plateau war. Erstaunlicherweise ist auch eine Ruine eingezeichnet, obwohl die Kantonsarchäologie Zug festgestellt hat, dass es hier nie eine Burgruine aus dem Mittelalter gab. Madlena Cavelti vermutet, dass beim damaligen Augenschein des Kartografen der Sodbrunnen als Teil einer verschwundenen Ruine interpretiert wurde.
So 23 IX 2018 Baarburg mit Irena 11:45
Es ist schwül. Beim Aufstieg kommen wir ins Schwitzen. Es ist bewölkt mit viel Sonne. Auf den Abend wird ein Sturm mit Kälteeinbruch erwartet. Manchmal bringt schon jetzt ein heftiger Windstoss einige Bäume zum Rauschen.
Es hat viele Pilze. Die Steinpilze & Hexenröhrlinge.- auch einige schöne grosse - sind aber meistens schon voll von Maden & am Verfaulen. Aber die ersten Totentrompeten sind noch tadellos.
Martin Romer sitzt bereits beim Unterstand. Auch er hat einige Pilze gesammelt. Er erzählt, er habe letzthin auf einer Bank neben der Zufahrtsstrasse eine Geldbörse mit 110 Franken gefunden & aufs Fundbüro gebracht.
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Erneut hat jemand an den Sockel einer der grossen Buchen beim Unterstand Früchte & Blumen gelegt: Trauben, eine Birne & Lampionblumen. Am Sockel einer anderen Buche liegt neu ein gut faustgrosser bemalter Stein mit dem farbigen Kreismuster, das schon auf anderen Steinen & an den Unterstand ähnlich gemalt ist.
Die Landschaft ist heute im starken Föhnlicht ausgeprägt plastisch. Die Lichtung am Fuss der Baarburg leuchtet besonders markant.
Mi 26 IX 2018 Baarburg 11:00
Es ist kühl mit einer leichten Bise, aber sonnig.
Ein Waldmeisenpaar zwitschert nah, aber unsichtbar.
Jetzt auf den Herbst hat es wieder mehr Einträge im Geocache-Logbuch.
Als letzter & grosser Eintrag:
KIRA
TEAM
waren hier
22.9.18
Vielen Dank für
den tollen Cache!!!
Einen TB von hier
mitgenommen & ein
Anderer, unseren rein-
getan.
Dazu drei Stempel: einen Totenkopf über gekreuzten Schwertern, einen stilisierten Skarrabäus & eine abstrakte menschliche Figur.
In der Schachtel liegt neu ein transparentes Kunststoffetui. Darin ein grünes Kärtchen mit der Aufschrift
MISSION
TRAVEL THROUGHT
EUROPE AND COM
BACK TO
SWITZERLAND ZUG
IN SEPTEMBER 2019
COIN NR. FTNE9W
und das metallene bemalte Halbrelief eines Oldtimer-Autos.
37 2364
Der Sturm von Sonntagnacht hat die obere Hälfte einer abgestorbenen Fichte weggeknickt, einen Teil der Krone einer kranken Esche & viele belaubte & unbelaubte Äste & Zweige von den Bäumen gerissen.
Die Trauben beim Unterstand sind verschwunden, vielleicht von einem Fuchs oder Dachs gefressen. In einer anderen Wurzelfalte der Buche entdecke ich Haselnüsse, Kastanie & Hagenbutten.
Auf einer der aufgeforsteten Kahlschlagflächen hat es schönen Farn.
So 30 IX 2018 Baarburg 10:15
Der dünne Nebelschleier über der Landschaft löst sich langsam auf. Ein strahlender Herbsttag. Es riecht nach Erde & Pilzen.
Im Brombeergebüsch in der Nähe der Geocache-Höhle liegt ein zusammengeknüllter weinroter Pullover mit der Aufschrift
AÉROPOSTALE
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Auf der steilen Waldstrasse kommt mir ein jüngeres Paar entgegen, er mit Rucksack, sie mit einem angeleinten Terrier.
So 14 X 2018 Baarburg 11:00
In der Ebene & über dem Zugersee liegt ein dichtes Nebelmeer. Hier oben bringt die Herbstsonne den Wald zum Leuchten. Die meisten Blätter sind noch immer grün.
Unten beim Biotop ist die Umgebung der Teiche frisch gerodet. Das geschnittene Material ist zu drei Haufen zusammengelegt worden. Auch das Schilf in den Teichen ist weggeschnitten, liegt nun allerdings zum Teil im Wasser. Tiere sind dort im Moment ausser Wasserläufern & Libellen keine zu sehen.
Der weinrote Pullover, den ich beim letzten Umgang an eine Eibe nahe der Fundstelle gehängt habe, ist weg. Vielleicht hat sie der Verlierer geholt.
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Beim Unterstand sitzt schon Martin Romer. Zufällig hat er gesehen. wie letzte Woche eine Gruppe von Asylanten bei einem Arbeitseinsatz, ausgerüstet mit Pendelmähern, das Areal um die Teiche gesäubert hat. Zudem habe die Jagd begonnen & am Bergsockel seien Schüsse gefallen.
Ich lege einige Steine, die ich letzte Woche im französischen Jura um Ornan & St-Claude gefunden & dort gegen Steine von der Baarburg ausgetauscht habe, aufs Iglu.
Im Wald hat es noch immer viele Pilze, etwa eine kleine Gruppe von stachligen Bovisten.
Mo 22 X 2018 Baarburg 9:45
Es ist kalt. 6 Grad mit Bise. Eine dünne Hochnebeldecke öffnet sich manchmal für etwas wärmende Sonne. Dann ist es wieder kalt & feucht.
Jetzt werden auch hier im Waldesinnern zunehmend die Blätter gelbe & braun. Bereits bedeckt ein leuchtend goldbrauner Blätterteppich den Boden. Nach dem nächsten Regen wird er matt & dunkler sein.
Bei Luegisland hat es Spuren eines Lagerfeuers. Frische Asche & zugespitzte Wurststecken, die an einem Baum lehnen.
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In einer Ritze am Unterstand steckt ein mit einem Messer geschnitzte kleine Vogelfigur. Am Boden bei einer der Buchen ist mit faustgrossen Steinen ein Ornament gelegt worden.
Di 30 X 2018 Baarburg 9:45
Es ist nasskalt, nur etwa 3 Grad. Der Regen hat aufgehört. Manchmal löst ein Windstoss einen Tropfenschauer aus den Baumkronen. In Nacht auf gestern hat es vom Sommer zum Winter gewechselt. Der Blätterteppich auf dem Waldboden ist dichter geworden. Aber das Waldesinnere ist immer noch weitgehend grün belaubt.
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Jemand hat gekochte Hirse über den Abhang vor dem Unterstand gekippt.
Am Gegenhang wird der Wald mit zunehmender Höhe braun & gelb & zuoberst liegt bereits etwas Schnee.
So 4 XI 2018 Baarburg mit Irena 11:15
Es hat grauen Hochnebel, ist aber recht warm, um die zehn Grad. Auch im Waldesinneren leuchtet das Laub hier nun hauptsächlich gelb & braun. - Beim Parkplatz treffen wir Martin Romer & wir steigen zusammen auf den Berg, wo wir eigene Wege gehen.
Wie wir das Bergplateau erreichen, hören wir Musik vom Unterstand her, die aber sogleich verstummt & nicht mehr neu einsetzt.
Auf dem dichter werdenden Blätterteppich gehen: ein Vergnügen aus Kindertagen, das nichts von seinem Reiz verloren hat. (Irena)
Totentrompeten findet man dieses Jahr im Unterschied zu den letzten Jahren kaum. Vor einigen Wochen mal einige Wenige, aber auch jetzt nach dem Regen der letzten Woche nichts.
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Beim Unterstand raucht es noch schwach aus einer dicken Schicht Asche eines großen Lagerfeuers, aber es ist niemand mehr dort. (Martin Romer berichtet später mit einem SMS: Ich traf zwei ca. 35-jährige Jungs mit Metalldetektor und Spaten und Schlafsäcken an … sie hätten beim Unterstand gezeltet und haben eine offizielle Sucherlaubnis vom Kanton Zug. Wir fanden noch ein altes Hufeisen unterhalb des Hohlwegs.
Di 13 XI 2018 Baarburg 10:15
Es ist grau bewölkt, um die zehn Grad. Die Blätter im Waldesinneren sind nun hauptsächlich braun mit wenigen gelben Einsprengseln.
Das trockene Laub raschelt unter meinen Füssen. Am Nachmittag soll es regnen.
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In letzter Zeit fallen mir im Wald oft Formen & Bilder auf, die losgelöst von der Umgebung abstrakten Gemälden ähnlich sind. Ausdrucksstark, manchmal überraschend.
Auf einem schmalen Pfad zwischen den Brombeerdornen räume ich einige Äste weg. Ein besonders grosser & widerspenstiger Ast schnellt zurück, ich ziehe ihn ganz aus den Dornen & werfe ihn auf die Seite. Da merke ich, dass meine Brille weg ist, wohl weggewischt. Ich suche - brillenlos mit eingeschränkter Sicht - auf dem Pfad, auf & zwischen den Himbeerranken. Zehn Minuten ergebnislos. Ich komme auf die Idee, mit dem Licht meines iPhones zu suchen, mit der Hoffnung, dass die Brillengläser das Licht reflektieren & sich so verraten. Es beginnt zu regnen & nach weiteren 20 Minuten glänzen die nassen Brombeerblätter so sehr & dass die Suche mit der Lampe hinfällig wird. Die neue Brille habe ich erst seit wenigen Wochen & sie hat 1’700 Franken gekostet. Zunehmend durchnässt & niedergeschlagen will ich aufgeben, vorher aber noch Irena die schlechte Nachricht mitteilen. Sie schlägt vor, die Suche aufzugeben & am Nachmittag, sobald sie Zeit hat, zusammen von Luzern zurück zur Baarburg zu fahren & gemeinsam zu suchen. Vielleicht habe sie mehr Glück. Sie rät mir, eine kurze Meditation zur Beruhigung zu machen & dann mit einer veränderten Suchmethode nochmals kurz & konzentriert zu schauen & dann erst aufzugeben. Ich suche dann betont in den Lücken der Blätterdecke, weil dort die Brille am ehesten versteckt sein könnte. Aber auch so habe ich kein Glückt. Eben will ich aufgeben, da sehe ich die braune Brille am Rand des Pfads gut getarnt zwischen hellbraunen trockenen Ranken liegen. Doch noch Glück gehabt!
So 18 XI 2018 Baarburg 10:30
Grauer Hochnebel. Es ist knapp über dem Gefrierpunkt. Ab & zu weht eine leichte Bise, so dass ich froh bin um meine wollene Handschuhe.
Beinahe alle hohen Bäume haben nun ihre Blätter verloren, so dass das Waldesinnere ohne Blätterdach heller ist. Das kalte Novemberlicht scheint die verbliebenen Farben zu intensivieren, das Grün der Grasbüschel, das goldene Braun der jungen Buchen im Unterholz und des dicker gewordenen Blätterteppichs auf dem Waldboden, eine Gruppe von gelben Lärchen zwischen dunklen Grün der Fichten, ein leuchtend weisses Pilzgeflecht. Oder ist es eine Flechte?
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Im neuen Baarer Heimatbuch fasst der Vorsteher der Kantonsarchäologie Zug, Stefan Hochuli, in einem Abschnitt prägnant zusammen, was man heute über Frühgeschichte der Baarburg weiss:
Der Baarer Hausberg, die Baarburg, ist ein archäologisch greifbarer Siedlungsschwerpunkt. Auf dem rund 200 Meter über die Umgebung herausragenden Gipfelplateau wurde nachweislich immer wieder gesiedelt. Die ältesten Spuren stammen aus der Bronzezeit. Für die ältere Eisenzeit (Hallstattzeit) ist zwischen 520 und 300 v.Chr. von einer bedeutenden Siedlung auszugehen: Aus dem Mittelmeergebiet importierte Luxusgüter und weitere Indizien sprechen für einen „frühkeltischen Fürstensitz“! Die Baarburg dürfte auch die gesamte jüngere Eisenzeit (Latènezeit) hindurch besiedelt gewesen sein. Es ist nicht auszuschliessen, dass es sich dabei sogar um eines der von Julius Cäsar erwähnten „Oppida“ handelt, also um einen wichtigen und befestigten Handelsplatz im 2. und 1. Jahrhundert v.Chr. In dieser Zeit muss auch der keltische Ortsname „Baar“ entstanden sein; er bedeutet „Ort auf der Anhöhe“. Er ist der indirekte Beleg dafür, dass Baar seit über 2000 Jahren kontinuierlich besiedelt ist. Die römische Besiedlung des Hochplateaus dauerte bis 150 n.Chr. und setzte dann in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts wieder ein. Für das Mittelalter ist auf der Baarburg keine Besiedlung nachgewiesen, insbesondere keine Burg, wie anhand der Bezeichnung „-burg“ vermutet werden könnte.
(Stefan Hochuli, 36. Baarer Heimatbuch 2017/2018, S. 87/88)
So 25 XI 2018 Baarburg 11:30
Dichter Nebel heute. Es ist angenehm, die kühle feuchte Luft einzuatmen. Das helle Grau des Nebels im Hintergrund akzentuiert die Farben in der Nähe. Es tropft von den kahlen Baumkronen. Der Nebel hebt einzelne Bäume & Baumgruppen heraus, die ich sonst nie sehe, weil sie mit dem Hintergrund verschmelzen.
Manchmal ist fast gespenstisch still. Der Nebel schluckt auch den Verkehrslärm von unten im Tal.
Während ich auf dem dicken weichen Blätterteppich gehe, denke ich an meine Lektüre von Emanuele Coccias Die Wurzeln der Welt. Der Philosoph weist darauf hin, wie wichtig die Blätter sind als Sauerstofflieferant für das Leben auf der Erde.
Der Ursprung der Welt sind die Blätter: zerbrechlich, verletzlich und doch in der Lage zurückzukehren, wieder zu leben, nachdem sie den Winter hinter sich gebracht haben.
Ich finde es faszinierend, wie die Bäume mit ihren im Herbst gefallenen Blätter neuen Boden bilden, sich gleichsam ihre eigene Lebensgrundlage selber schaffen.
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Sa 1 XII 2018 Baarburg 9:15
Gestern & in der Nacht hat es geregnet. Das Laub auf dem Boden glänzt nass & ist dunkler geworden, manchmal fast violett. Es ist wechselnd bewölkt, über dem See & der Stadt liegt noch Nebel. Ab & zu drückt die Sonne durch. Dann steigt der Nebel, ein Teil wird gegen die Baarburg getrieben, stülpt sich über den Plateaurand & verliert sich zwischen den Bäumen.
Die grosse Eiche am Westrand ist wie jedes Jahr einer der letzten Bäume, die ihre Blätter verlieren. Während ringsum die meisten anderen Bäume bereits blätterlos sind, sind ihre Blätter noch zur Hälfte grün.
Bei der Feuerstelle Luegisland ist auf einer Bank das Sitzbrett akkurat so mit Blättern bedeckt, dass es optisch fast geisterhaft mit dem Boden verschmilzt. Auf der anderen Bank sind Äste & Zweige zum Wort
A E R O
zusammen gelegt. Am Rand der Lichtung ist aus grösseren Ästen ein kleiner Viereckturm zusammengefügt worden.
46 2373
Sa 8 XII 2018 Baarburg 11:15
Es ist stark bewölkt. Manchmal bringen heftige Windböen den Wald zum Tosen & lassen die Baumkronen laut zusammenkrachen. Vorboten eines starken Wintersturms, der für nächste Nacht vorausgesagt ist. Es ist einige Grad über Null, aber der Wind geht kalt durch Mark & Bein.
Nachdem es diese Woche mehrmals anhaltend geregnet hat, haben die Weiher beim Waldeingang erstmals seit dem trockenen Sommer wieder ihren normalen Wasserstand.
Erstaunlich viele neue Einträge im Logbuch des Geocache-Höhle. Neben anderen folgende:
Der Blick aufs Albishorn bleibt uns
verwehrt.
Danke für den schönen Cache
an einem speziellen Ort.
Der Schtöffel hat ihn „gelupft“.
Stüübe, Schtoffel, Giriz
7.11.2018
Cooler Ort !
Danke fürs Zeigen !
OUT : TB
BaTerko21 (Stempel)
18.11.18 Stuhlbein
21.11.18 Silvia & Beata
5.12.18 identznuk 13.45
durch das nasse Laub hochgestiegen!
47 2374
Der heftige Wind verursacht ein komplexes Baumkronenballett. Jeder Baum hat seinen eigenen Rhythmus, bewegt sich anders.
Die Waldstrassenränder sind immer noch leuchtend grün. Ob das wohl nach dem ersten Schnee, der auf nächste Woche erwartet wird, noch immer so sein wird?
Hinter den Bäumen leuchtet der Zugersee gleissend aus der dunklen Landschaft heraus. Noch nie habe ich ihn von der Baarburg aus so nah & so gross gesehen.
So 16 XII 2018 Baarburg 11:15
Letzte Nacht hat es etwas geschneit. Jetzt taut es aber bereits wieder. Es tropft von den Bäumen. Die Tropfen stanzen schöne Muster in den weissen Waldboden.
Die Tierspuren im Schnee sind bereits etwas verwittert. Ein Fuchs, ein Reh, ein Dachs & auch eine grosse Hirschspur. Muss ein stattliches Tier sein. Kann bis zu 150 kg schwer werden. Das grösste wild lebende Tier in diesen Breitengraden.
Manchmal drückt die Sonne blass durch die Wolken, dann driftet eine tiefe Wolke heran & stülpt sich über das Bergplateau. Löst sich halb auf zwischen den Bäumen & treibt weiter.
Die Spuren zeigen, dass ich heute der erste Mensch bin hier oben. Später kommt eine Läuferin, geht kurz zum Unterstand & kehrt zurück ins Tal.
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Sa 22 XII 2018 Baarburg
Es regnet seit gestern Nachmittag, ist aber recht warm, über 10 Grad. Die Farben im Wald sind heute matt, der Blätterboden feucht & dunkel.
Obwohl es auf dem Teich noch Reste einer dünnen Eisschicht hat,flüchten, wie ich mich nähere, einige grosse Kröten in den Schlick in Deckung. Ich bin überrascht, glaubte ich doch Kröten & Frösche nach einigen Nachtfrösten in Winterstarre.
An der grossen Eiche hängen nur noch vereinzelt einige braune Blätter.
Die einzige kräftige Farbe heute: Das leuchtende Rot der Stechpalmenbeeren.
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Auf dem Rückweg schleiche ich mich vorsichtig an den Teich heran & kann im leicht trüben Wasser acht grosse Kröten ausmachen. 10 bis 15 Zentimeter gross. Alle unter Wasser & gut getarnt. Könnten eventuell Kreuzkröten sein.
Mi 26 XII 2018 Baarburg mit Irena 11:00
Die Temperatur ist um den Gefrierpunkt. Auf kleinen Tümpeln & Wasserlachen hat es eine dünne Eisschicht. Die Baarburg steckt im Nebel, der sich manchmal etwas hebt & lichtet, dann aber wieder dichter wird.
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Beim Aufstieg Spinnweben mit Raureif überzogen - wie kostbares Spitzengewebe aus St. Gallen. Später einzelne weisse Fäden, die von Sträuchern und Bäumen herunterhängen. Der Hochnebel hat sich etwas gesenkt und umhüllt die Hügel, so dass der Zugerberg verschwunden ist. Zwischendurch unterschiedliches Vogelgezirpe, -zwitschern und Pfeifen. (Irena)
An die Aussenwand des Unterstands hat jemand vor einiger Zeit einen kleinen Stechpalmenzweig mit leuchtend roten Beeren geklemmt. Für mich ist das ein schöneres Winterleuchten als die in den Wohnquartieren grassierenden Lichtgirlanden.
So 30 XII 2018 Baarburg 11:15
Der ganze Berg ist in Nebel gehüllt. Ab & zu löst ein leichter Windstoss einen Tropfenschauer von den Baumkronen. Es ist knapp über null Grad.
Da das Wetter eher unwirtlich ist, bin ich überrascht, wie ich beim Näherkommen vom Unterstand her jemanden singen höre. Ein Mann stochert in der rauchenden Asche eines grossen Lagerfeuers. Mit drei zurecht gesägten dünnen Stämmen ist eine lange Bank erstellt worden. Ein Baumsockel & rundes Brett dienten als Tische. Im Innern des Unterstands am Trockenen sitzen vier Männer mit Wollmützen in dicken Jacken. Am Rand des Zufahrtswegs stehen fünf Velos, eines mit Anhänger. Das Gepäck lässt darauf schliessen, dass die Männer hier übernachtet haben.- Ich gehe grüssend vorbei & weiter. Später höre ich, wie sie wegfahren.
Zurück beim Unterstand, stelle ich fest, dass die Männer auf dem Fensterbrett vier grosse Flaschen Mineralwasser, einige Beutel mit Pulver für Orangenpunsch & eine grosse Schachtel Würfelzucker, eingehüllt in einen zugeknoteten Plastiksack, hinterlassen haben. Alles ordentlich aufgereiht. Der ganze Lagerplatz ist sauber aufgeräumt.
Kaum habe ich mich in den Unterstand gesetzt, höre ich Stimmen & zwei ältere Frauen in Regenjacken mit Rucksäcken kommen herbei, setzen sich mir gegenüber & packen ihren Proviant aus. Ich habe keine Lust auf Konversation, sie offensichtlich auch nicht. So sitzen wir uns in kurzem Abstand gegenüber, ohne ein Wort zu wechseln. Ich mache noch einige Notizen & verabschiede mich.
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Auf dem Grund des Teichs sehe ich zwei kleine Molche. Eine grosse Kröte geht in Deckung, zwei andere sitzen nebeneinander im Wasser. Also weiterhin nichts von Winterstarre!