Mo 4 I 2021 Baarburg 11:00

Es ist kalt. Der Boden ist gefroren, tiefe graue Wolken machen das Licht stumpf. Die harschen Schneereste knirschen unter den Sohlen.

Seit 34 Jahren besuche ich nun die Baarburg fast jede Woche. Ich führe eine Art Chronik dieses Orts, wie er sich verändert und wie er geprägt wird durch natürliche Prozesse und Interventionen jeglicher Art. Ich halte Zeichen & Konstellationen fest, die zufällig entstanden oder von Besuchern verursacht sind. Ich beobachte Spuren von Tieren und von Ereignissen wie etwa Stürme oder Waldweihnachten.

Wichtig ist auch die Landschaft im Umland, wie sie sich von der Baarburg her zeigt. Die Baarburg liegt auf einer alten Kulturgrenze zwischen katholischen & reformierten Kantonen. Das zeigt sich auch in der Landschaftsgestaltung & in den Baustilen.

1   2482

Auf dem Fenstersims im Unterstand liegen einige dünne Holzscheite, zwei Knäuel Zündwolle, eine leere Mineralwasserflasche, ein Plastik-Feuerzeug, ein Messer & ein metallener Grillrost.


 

So 10 I 2020 Baarburg mit Irena 11:15

Es ist einige Grad unter Null mit einer starken Bise, gegen die man aber auf der Baarburg weitgehend abgeschirmt ist. Der Wald ist eingehüllt in eine geschlossene harsche Schneedecke.

Es hat viele Tierspuren, einige schon etwas verwittert. Einige Mausspuren sind deutlich die Verbindung zwischen zwei Höhleneingängen, einen Meter oder etwas mehr voneinander entfernt. - Beim alten Fuchsbau hat ein Fuchs einen Eingang freigescharrt,  ist bei einem anderen Zugang herausgekommen & weitergegangen. - Wie schon in früheren Wintern ist ein Dachs regelmässig auf dem Pfad am Rand des Plateaus unterwegs.

Mit einem älteren Mann wechseln wir einige Worte. Er erzählt, er komme ursprünglich aus Hergiswil bei Willisau, wohne jetzt aber in Baar.

Auf einer feuchten Erdscholle hat sich etwas Haareis gebildet.

2   2483

Ein jüngerer bärtiger Mann erzählt uns, er habe mit seinem Hund schon viele Trüffel gefunden, die in dieser Region wachsenden hätten jedoch nicht viel Aroma.

Anfang Jahr ist in der Internet-Zeitung „zentralplus“ ein Text von Maria Greco erschienen, der die Sage der Erdmannli auf der Baarburg erzählt.

 

Mo 18 I 2021 Baarburg 11:15

Auf der Baarburg liegen etwa 40 cm Schnee. Die schwere Last hat einige grosse Äste & Fichtenwipfel auf den Boden gerissen.

Auf der Waldstrasse ist ein knapp zwei Fuss breiter Pfad in den Schnee getreten. Wenn man daneben tritt, versinkt man im tiefen Schnee. Der Pfad mäandriert hin und her, manchmal um ein aus den Baumkronen gerissenes Hindernis, manchmal einfach so.

Es hat eher wenige Tierspuren. Fuchs, Reh, Gemse, ein Hirsch. Rehe haben an einigen Orten Mulden bis auf den Blätterboden hinunter als Lager in den Schnee gescharrt.

3   2484

Die Temperatur ist knapp über Null Grad gestiegen & manche Fichten schütteln ihre Schneelast ab. Ich habe Glück, dass mich keine der Baumlawinen trifft.

 

So 24 I 2021 Baarburg mit Irena 11:00

In der Nacht hat es nochmals leicht geschneit. Jetzt ist die Oberfläche der harschen Schneedecke auf der Schattenseite des Bergs gefroren & knirscht unter den Füssen. An besonnten Stellen ist der Schnee sulzig oder zum Teil schon ganz geschmolzen.

In der Nähe von Luegisland ist neu wieder wie vor Jahren ein Nistkasten für Waldkäuze an einem Baumstamm befestigt.

4   2485

Am Dach des Unterstands tropft es von den Eiszapfen.

Ein Fuchs oder ein Dachs hat ein Loch in den Waldboden gescharrt.

 

So 31 I 2021 Baarburg mit Irena 10:15

Das Bergplateau steckt in den tiefen Wolken, aus denen es manchmal leicht regnet. Auf der Waldstrasse am nördlichen Sockel hat es noch Schnee, sonst ist er fast überall weggeschmolzen. Auf dem verbliebenen Schnee hat es Teppiche von Buchennüsschen und Nadeln.

Jemand hat mitten auf der Waldstrasse ein Herz aus Buchennüsschen gebildet.

5  2486

Beim Unterstand kommen wir ins Gespräch mit einem drahtigen Mann mittleren Alters, den wir hier ab & zu antreffen. Er erzählt uns von verschieden blühenden Sorten Klee, darunter die Luzerne, und dem Wetter im Jahre 1921, von dem ihm sein Grossvater erzählt hat.

 

So 7 II 2021 Baarburg mit Irena 10:30

Die Landschaft ist in einen grauen Wolkenschleier gehüllt. Der Rand der Eisdecken auf den Teichen beim Waldeingang ist geschmolzen. Ein zusätzlicher kleiner Tümpel ist ausgehoben.

Auf der Wiese zeichnen Mausgänge, die unter der Schneedecke gegraben und jetzt freigelegt worden sind, Muster auf den Boden.

Obwohl auf den Mittag Regen vorausgesagt wird, hat es heute viele Leute auf der Baarburg.

6   2487

In der Nähe des Unterstands sind entlang der Waldstrasse einige Bäume gefällt worden. Neben einigen Eschen, die vermutlich von Eschenwelke befallen sind, auch zwei hohe wilde Kirschbäume. Sie würden eigentlich gut zu einem gesunden Mischwald beitragen, schade, dass sie gefällt wurden!

Die Pilze, die man im Winter sieht, wachsen vor allem auf Holz. Ein weisser Pilz umhüllt die Umrisse eines Stücks Holz auf dem Waldboden und betont sie.

Das feuchtwarme Wetter der letzten Woche hat die ersten Buchennüsschen zum Keimen gebracht.

Jemand hat mit Tannästchen und Tannzapfen ein kunstvolles Doppelherz auf den Waldboden gelegt.

 

So 14 II 2021 Baarburg mit Irena 10:45

Es ist kalt, neun Grad unter Null. Dazu Sonne & blauer Himmel. Die Oberfläche der Schneedecke ist gefroren.

Es hat viele Tierspuren. Hirsch und Gemse, ein Dachs, der hin & wieder Schnee & Laub weggescharrt hat. Ein Hin- und Her von Mäusespuren zwischen zwei Höhleneingängen. Auch Vögel haben Schnee weggescharrt. Ein Fuchs, der an allen drei Höhleneingängen des seit Jahren verlassenen Fuchsbaus geschnuppert hat. Mulden von Rehlagern.

7   2488

An der Feuerstelle liegen Asche & angekohltes Holz eines grossen Lagerfeuers. Im Unterstand sind Getänkeflaschen, ein Feuerzeug, ein Flaschenöffner, eine Rolle Alufolie aufgereiht.

Zwei Bretter des angeschraubten Fensterladens sind weggerissen & wahrscheinlich verbrannt worden.

Ein Teil der gefällten Bäume ist bereits zersägt & gespalten am Waldstrassenrand säuberlich aufgestapelt.

Die Schneekristalle glitzern im Gegenlicht.

 

So 21 II 2021 Baarburg mit Irena 10:30

Vor einer Woche ist es hier um diese Zeit noch neun Grad unter Null gewesen, jetzt ist es sonnig & etwa zehn Grad warm. An schattigen Orten hat es noch letzte Schneereste.

Im Logbuch der Geocache-Höhle hat es über den Winter einige neue Einträge gegeben, darunter:


15.1120  Sternentänzer
30:12.20  Bofi Crew
2.1.21 Kunterbunt 10
4.2.21  Silvia & Beata
nette Aussicht von hier oben

Beim Unterstand brät ein älteres Paar Würste an einem Lagerfeuer.

8  2489

Wir sammeln den ersten Bärlauch dieses Jahr. Am Waldstrassenrand blühen Frühlingszeichen: Hasel, Pestwurz & Huflattich.

Vor einem Jahr hat hier der Huflattich zwölf Tage früher geblüht.

So 28 II 2021 Baarburg mit Irena 10:30

Beim Steilaufstieg werden wir durch ein Geräusch auf zwei Gemsen oberhalb von uns aufmerksam. Sie beobachten uns eine Zeitlang & verschwinden dann den Hang hinauf.

Nach einer sehr warmen Woche ist es mit Hochnebel & einer kräftigen Bise wieder nur knapp über Null Grad.

9  2490

Wie wir vor dem Unterstand sitzen, kommen zwei junge Frauen mit drei Kindern hinzu und fragen, ob sie nicht stören. Sie haben einen Kochkessel mitgebracht und die Kinder suchen vergnügt Holz für das Lagerfeuer. Eine der jungen Frauen fragt zu meiner Überraschung, ob ich der Blogschreiber sei & ich bin erfreut, eine Leserin kennenzulernen. Sie ist bei einer Recherche nach dem Erdmannliloch im Internet auf das Baarburg-Projekt aufmerksam geworden.

Der Bärlauch ist seit letzter Woche üppig gewachsen. Märzenglöckchen & Schlüsselblumen blühen.

 

Di 16 III 2021 Baarburg mit Irena 11:15

Kaum haben wir uns auf den Weg gemacht, beginnt es heftig zu regnen, hört dann aber bald wieder auf. Ab & zu fallen noch einige Tropfen. Manchmal drückt sogar kurz die Sonne durch. Es ist kühl.

Am Rand des Pfads liegt eine tote Maus.

Die Feuerstelle bei Luegisland ist sauber aufgeräumt. Am Sockel eines Baums liegen einige farbig bemalte Steine auf dem Moosteppich.

10   2491

Auf einem kleinen Holzstoss über einem Baumsockel liegt ein Messer mit schwarzem Griff.

Im Gespinst eines feinen Spinnennetzes glänzen einige Regentropfen.

 

 

So16 III 2021 Baarburg mit Irena 11:15

Das Wetter wechselt zwischen Regen & Schnee, Graupel & Sonnenschein.

Eine Frau, die uns entgegenkommt, sagt, sie fülle jetzt jede Woche ein Glas mit Bärlauch von hier.

11   2492

Zwischen den Jahreszeiten: Nach 10 Minuten leichtem, aber stetigen Schneefall drückt jetzt die Sonne durch die Wolken, während es vom Wellblechdach auf den braunen Blätterteppich tropft und einen eigenwilligen Klang-Rhythmus schafft. (Irena)

Der Sturm vom Wochenende hat viele Äste & Zweige von den Bäumen gerissen und einen abgestorbenen Baum auf halber Höhe abgeknickt.

Junge Blätter des Aronstabs zeichnen ein grün leuchtendes Dreieck auf den dunklen Waldboden. Sie sind innert kurzer Zeit sehr gross geworden.

Die ersten weissen & violetten Veilchen blühen.

 

So 21 III 2021 Baarburg mit Irena 10:15

Es ist kalt & grau. Der Boden ist noch gefroren. An offenen Stellen hat es noch etwas Schnee.

Eine verwitterte Hirschspur quert ein kleines Schneefeld.

12   2493

Im Gras entdecken wir zwei hellbraun glänzende Pilze. Gemäss Pilzexpertin Tamara Dolezal handelt es sich um Frühjahrsweichritterlinge.

Am Rigi akzentuiert der Schnee die geologischen Schichten & die Erosionsrunsen.

 

So 28 III 2021 Baarburg mit Irena 10:45

Heute ist der erste Tag der Sommerzeit. Nach einer kalten Nacht blauer Himmel und wärmende Sonne. In den Tümpeln beim Waldeingang schwimmt der erste Laich. Wochen später als letztes Jahr. Wir sind überrascht, dass auch im Gras daneben etwas Laich liegt.

Am Waldstrassenrand leuchten die gelbgrünen Rosetten des wechselblättrigen Milzkrauts.

Im Geocache-Logbuch hat es viele neue Einträge, darunter:

                        21.2.21 Amanita01

                        24.2.21 myfiorina

                        7.3.21  Tagu Ha No Vi
                        10.3.21  Tigra05 + AnMa20

13   2494

Das schöne Frühlingswetter hat heute viele Leute auf die Baarburg gelockt.

Eine junge Reiterin wird von einem Velofahrer begleitet.

 

Ostersonntag 4 IV 2021 Baarburg mit Irena 11:15

 

Nach einer kalten Nacht weht immer noch eine kräftige Bise. Aber die Sonne scheint & auf dem Plateau wird es am Windschatten schnell warm.

Wie wir neben dem schmalen Pfad unseren ersten Halt machen, kommen zwei Wanderer an uns vorbei. Vater & Tochter. Der Vater orientiert sich mit seinem Smartphone, sucht vermutlich das Geocache-Versteck in der nahen Felshöhle. – Und wirklich hat es im Logbuch einen frischen Eintrag:

                              Tho7/1nhorn/chaeferli07
                              4.4.21

Auf dem Waldboden spriessen der Sauerklee & viele Buchenschösslinge.

Beim Unterstand sprechen wir mit einem Paar aus Baar über die Schönheit des Frühlingswalds & das Glück, in der Nähe des Wohnorts eine so vielfältige Natur zum Erkunden & Geniessen zu haben.

14   2495

Wie wir quer durch den Wald gehen, kommt uns ein junger Mann mit einem Metallsuchgerät entgegen. Er grüsst mich mit meinem Namen, kennt mich zu meiner Überraschung & Freude von meinem Blog her. Er hat hier schon einige interessante Funde gemacht. Er zeigt uns einige Beispiele aus dem ganzen Kanton Zug. Der schönste Fund ist eine fünflibergrosse französische Münze mit schöner Prägung aus der Zeit von Louis XVI, Ende des 18. Jahrhunderts. Er dokumentiert die jeweiligen Fundorte präzis und ist in Kontakt mit der Kantonsarchäologie, an die er seine Fundstücke schliesslich weitergibt.
Er zeigt mir auch eine Münze, die ich wohl einmal in ein Mausloch gesteckt habe, & die schon so verwittert ist, dass man die Prägung kaum mehr lesen kann. Anscheinend ist die Legierung von heutigen Münzen so, dass sie innert wenigen Jahrzehnten zerfallen.
Im Nachhinein finde ich es schade, dass ich den Mann nicht um seinen Namen gebeten & ihn gefragt habe, ob ich ein Porträt von ihm für die Bildergalerie fotografieren dürfe. Aber bei spontanen Begegnungen bin ich leider oft etwas unbeholfen.

Auf der Wiese im Jungwald sehen wir einen prächtigen Schwalbenschwanz.

Die blühenden Wildkirschenbäume leuchten weiss zwischen den noch kahlen Baumkronen.

So 11 IV 2021 Baarburg mit Irena 10:45

 

Ein warmer Föhntag. Das Licht scheint grell durch einen dünnen Wolkenschleier.
In den letzten Jahren herrschte in den Tümpeln beim Waldeingang um diese Zeit reges Leben mit Kröten & Fröschen und viel Laich im Wasser. Dieses Jahr hatte es nur ganz wenig Laich und bis auf einige Molche haben wir noch kein Tier gesehen.

Dort wo jedes Jahr der Türkenbund blüht, öffnen sich eben die Blätter einer neuen Generation. Das sieht aus wie der Kelch einer schönen grünen Blume.

Im Unterholz öffnen sich die ersten Buchen- & Lindenknospen. Unweit davon hängen noch einige dürre Blätter vom letzten Herbst. Crèmeweiss und muschelförmig eingerollt.

An der Feuerstelle Luegisland liegt eine Etikette auf dem Boden mit der mit einem Pflanzenmotiv umrandeten Satz

Das wunderbarste
Märchen ist
das Leben selbst.

von Hans Christian Andersen.

15   2596

Auf der Bank im Unterstand liegt eine Metalltube Leberwurst. Der abgebildete Hund zeigt, dass es sich nicht um liegen gelassenen Proviant, sondern um Tierfutter handelt.

Am Waldstrassenrand blühen Buschwindröschen.

An verschiedenen Orten im Wald sind letzte Woche einzelne Bäume gefällt und gleich abtransportiert worden. Im ganzen Kanton Zug ist es neu nicht mehr erlaubt, gefällte Bäume im Wald zu stapeln und mit Pestiziden gegen Käferbefall zu behandeln. Das Holz muss sofort wegtransportiert oder mit einem speziellen Netz geschützt werden.

In der Nähe der Tümpel hat jemand vier kleine Tipis aus Ästchen, Moos und Steinen gebildet. So etwa könnte man sich eine provisorischen Unterkunft von Steinzeitjägern am Rand eines sich zurückziehenden Gletschers vorstellen.

So 18 IV 2021 Baarburg mit Irena 10:45

Aus einem grauen Wolkenschleier nieselt es manchmal kurz, dann drückt auch mal die Sonne durch. Weitere Lindenknospen öffnen sich. Dicht nebeneinander wachsen die unterschiedlichen grünen Blattrosetten von Tollkirsche und Türkenbund.

Beim Viereck sehen wir aus etwa zehn Meter Entfernung über einige Minuten einer Maus zu. Wie sie unter dem Laub wühlt, dann über den Boden huscht, schnüffelt, sich putzt.

16   2497

Zum ersten Mal in den 35 Jahren, in denen ich regelmässig vor dem Unterstand sitze, entdecke ich, dass man von hier aus in der Lorzeschlucht, halb von Bäumen verdeckt, das Restaurant “Höllgrotten“ sieht, nahe der Tropfsteinhöhle, die ein beliebtes Ausflugsziel ist.

Vor dem Waldeingang kommt uns auf der Zufahrtsstrasse ein Wiesel entgegen und verschwindet dann in der Wiese. Das Fell ist bereits braun und hat nicht mehr die weisse Winterfärbung.

 

So 25 IV 2021 Baarburg mit Irena 10:45

Ein warmer Frühlingstag. Die Buchenblätter im Unterholz und an den niederen Ästen der Bäume haben sich geöffnet und füllen mit ihrem strahlend hellen Grün das unterste Drittel des Waldesinnnern. Ein erster Höhepunkt im Waldjahr.

Unter der Sitzbank vor dem Unterstand blüht Waldmeister.

17   2498

Wir sammeln nochmals etwas Bärlauch. Als besondere Delikatesse haben wir dieses Jahr seine Blumenknospen entdeckt.

 

Mo 3 V 2021 Baarburg 10:45

Der Wald ist noch feucht vom Regen der letzten Tage. Das frische Laub leuchtet hellgrün an der Frühlingssonne.

Noch nie hat es in der Geocache-Höhle so viele Besucher gehabt wie im April. Unter den 18 auch der Waldführer Martin Romer alias BrainBooster mit einer Kundin:


Tolle Höhle mit super Aussicht!
Danke   Tungmar   2021-04-17

23.4.21 BrainBooster    Ruth & Martin


Die neuen, noch weichen Buchenblätter im Unterholz sind zum Teil bereits von Frassspuren durchlöchert.

Ein Kuckuck ruft. In den letzten Jahren ist dieser Vogel hier sehr selten geworden.

18   2499

Am Sockel liegt neben Waldstrasse ein etwa zehn Meter breiter und sechs Meter hoher Stapel von frisch gefällten Bäumen, die gemäss Jahrringen etwa dreissig Jahre alt sind und mindesten seit letzter Woche hier liegen. Vor einem Monat hat zwar der Kanton Zug verkündet, ab sofort würden gefällte Bäume entweder sofort wegtransportiert oder mit einem Netz gegen Käferbefall geschützt. Dieser Beschluss wird also weder befolgt noch kontrolliert.

Die weiss leuchtenden Bärlauchblüten öffnen sich.

 

So 9 V 2021 Baarburg mit Irena 10:45

Es ist sonnig und sehr warm. Mit dem starken Föhn sollen es am Nachmittag bis 28 Grad werden. – Der Wald leuchtet hellgrün. Dieses Leuchten wird nun Tag für Tag dunkler und dunkler werden, weil die Blätter nur nach dem Öffnen so hell sind.

Der Stachelbartpilz am Wegrand sieht aus wie ein unappetitlicher heller Brei.

Die vielen Buchenschösslinge haben nun zu den dunklen runden Keimblättern die ersten typisch lanzettenförmigen hellen Blätter.

Direkt neben dem Pfad liegt zusammengerollt eine grosse Ringelnatter. Sie lässt sich durch unsere Nähe nicht aus der Ruhe bringen. Ab und zu züngelt sie.

19   2500

Eine blaue Ehrenpreisblüte leuchtet aus dem satten Frühlingsgrün.

In einem der Teiche sehen wir einige kleine Kröten. Die bestehenden vier Teiche sind mit einem winzigen Tümpel ergänzt worden.

 

So 16 V 2021 Baarburg mit Irena 10:00

In der Nacht hat es geregnet und heute soll es nass weiter gehen. Aber der leichte Nieselregen hört bald auf und erst gegen Ende des Umgangs setzt dann heftiger Regen ein.

Die Feuchtigkeit akzentuiert auf der Innenseite eines Stücks Buchenrinde ein schönes Fliessmuster, das sich um einen schwarzen Fleck windet.

Beim Unterstand ein kurzes Gespräch mit einem Mann in mittlerem Alter, den wir hier ab & zu antreffen. Er beklagt sich über den schlechten Zustand der Landwirtschaft, glaubt aber, dass sich in wenigen Jahren alles zum Guten wenden wird.

19  2501

Weit unten im Lorzetal sieht man an einem Waldrand ein Zeltlager. Die Jugendlichen sind am Aufräumen und Aufbrechen nach einem langen Auffahrtswochenende.

Bei all den unterschiedlichen Vogelstimmen, die jetzt im Wald zu hören sind, denke ich wieder ans Vorhaben, diese Stimmen den Arten zuordnen zu können. (Irena)

Inmitten von jungen hellgrünen wild gewachsenen Buchen eine rote. Da eine spontane Mutation äusserst selten ist, muss dieser Blutbuchen-Samen von einem Tier hier eingebracht worden sein.

Auf dem Waldboden ein kleiner Teppich von blühendem Günsel.

Trotz dem drohenden Regen sind heute viele Spaziergänger unterwegs.

 

Pfingsten, 23 V 2021 Baarburg mit Irena 11:00

Beim Parkplatz am Baarburgrank ist ein Abstimmungsplakat mit der absurden Behauptung Das Covid-Gesetz beendet die freie Schweiz montiert.

Heute wechselt es immer wieder zwischen Sonnenschein und kurzen Regenschauern.

Am Rand des steilen Pfads hinauf zum Plateau steht eine riesige Morchel, der aber bereits ein grosser Teil des Huts weggefressen ist.

Später sehen wir zwei schöne rehbraune Dachpilze. Wie wir später feststellen, wären sie sogar essbar.

Am Rand der Waldstrasse, die von Baar zum Plateau hinauf führt, hängen in unregelmässigen Abständen farbige Couverts. Sie sind nummeriert, das letzte vor dem Unterstand trägt die Nummer 18. Um die Feuerstelle steckt ein Kreis von roten Wachsfackeln.

21   2502

Beim Unterstand sind zwei jüngere Paare mit einem schlafenden Kind dabei, ein Lagerfeuer vorzubereiten. Mit den Fackeln haben sie nichts zu tun, vielleicht taucht hier bald eine grössere Festgesellschaft auf, aber die Fackeln lassen vermuten, dass der Anlass erst bei Einbruch der Dunkelheit stattfindet. Die jungen Leute rätseln, weshalb es plötzlich nach Cannabis riecht, verdächtigen das Feuerholz oder die Flechten auf einem grösseren Stück Holz und sind dann erstaunt, als wir bekennen, dass wir mit unserer Pfeife die Verursacher sind.

Die rotgrünen Blütenknospen der Kratzdisteln sehen jetzt kurz vor dem Öffnen wie ein herrlich gefasster Edelstein aus.

 

So 30 V 2021 Baarburg mit Irena 10:15

Sonne & blauer Himmel. An besonnten Stellen ist es bereits fast sommerlich warm. Aber mancherorts weht eine kalte Bise.

Im Wald leuchtet jetzt ein dichtes Gewebe von verschiedenen Grün.

Beim Unterstand ist eine Familie mit drei kleinen Mädchen und einem Hund bei einem Lagerfeuer. Die Mädchen freuen sich auf das Schlangenbrot, streifen umher und kommen immer wieder zu ihren Eltern zurück mit einem Fund oder einer Frage.

22   2503

Wir entdecken am Rand des Jungwalds eine eher schmale, mächtig hohe Linde neben einer grossen Fichte. Ein schönes Baumpaar.

Die Bärlauchblätter sind nun am Welken, diejenigen des Huflattichs gleich daneben sind riesig geworden.

In einem der Teiche beim Waldeingang sehen wir einige Molche, in einem anderen einige kleine Kröten. Im Gegensatz zu den letzen Jahren hat es hier noch immer nur sehr wenig Leben.

 

So 6 VI 2021 Baarburg mit Irena 10:15

Es nieselt. Aber der Regen lässt nach und hört dann ganz auf.
Beim Waldeingang wechseln wir einige Worte mit einem älteren Paar. Dass man aufpassen müsse, um nicht auf einen der vielen Weinbergschnecken auf der Waldstrasse zu treten. Am besten setze man sie an den sicheren Strassenrand.

23   2504

Den etwa zehn Meter hohen jungen Baum mit den grossen schönen Blättern am Rand der Waldstrasse auf dem Plateau ist eine Bergulme. Es ist leider zu befürchten, dass sie dem Ulmensterben erliegen wird.

Der Schneeball blüht prächtig..

 

So 13 VI 2021 Baarburg mit Irena 11:00

Es ist schwül und man ist froh, dass manchmal eine sanfte Bise weht.

Die Buchenblätter, die nach dem Öffnen gelbgrün leuchteten, sind nach wenigen Wochen dunkelgrün geworden.

24   2505

Im offenen Jungwald breitet auf dem Waldboden der kriechende Hain-Gilbweiderich einen gelbgrünen Blumenteppich aus.

Am Waldstrassenrand leuchten die gelben Räder des Wald-Habichtskrauts.

In einem der Weiher flüchten zwei junge Ringelnattern ins Schilfdickicht.

 

So 20 VI 2021 Baarburg mit Irena 10:15

Es ist schwül und ein grauer Schleier Sahara-Staub liegt über der Landschaft.

Wir finden einige grosse Sommer-Steinpilze, die aber schon sehr weich und zum Teil von Maden befallen sind.

25   2506

Im Unterstand hängt an der Rückwand eine leere Papiertragtasche mit dem aufgedruckten  Spruch


Lebe,
lache gut!
Mache deine
Sache gut!


Der Waldgeissbart blüht, aber nur in Schattenlagen ist er noch leuchtend weiss und noch nicht gelb vergilbt .

Es duftet immer wieder intensiv nach blühendem Holunder. Neben dem Duft der Lindenblüten ist das der zauberhafteste Duft des Waldes.

Der Türkenbund blüht an den selben Orten wie jedes Jahr.

 

So 4 VII 2021 Baarburg mit Irena 11:00

Viele Spuren  zeigen, dass einer der Hagelzüge, die in den letzten beiden Wochen in der ganzen Schweiz zu grossen Verwüstungen geführt haben, auch über die Baarburg gezogen ist und hier viele Blätter und Tannzweige heruntergerissen hat. Die Blätter im Unterholz sind aufgeschlitzt und malträtiert. Von den Stauden am Waldstrassenrand sind nur leere Stengel übrig geblieben. An Orten ohne schützende Baumkronen sind auch die Brombeerstauden wie kahl geschält. Im Jungwald sind viele der kleinen Bäumchen ebenfalls kahl.

An der Südkante des Plateaus hat der Sturm eine Fichte und eine Tanne etwa vier Meter über Boden weggeknickt.

26   2507

Unter dem Rutschhang hat es eine Schicht Lehm auf die Waldstrasse gespült.

Bei den Tümpeln, wo vor einigen Wochen jemand eine Gruppe von Miniatur-Tipis aus Ästchen und Moos gebildet hat, ist eine Familie mit zwei kleinen Mädchen daran, die Sturmschäden zu reparieren. Der Vater mäht dass hohe Gras und erzählt, dass sie diese Tipis vor Wochen gebaut hätten. Inzwischen seien sie aber von Unbekannten ergänzt und ausgebaut worden.

Wir entdecken einige frisch mit Erde aufgeworfene kleine Ameisenhaufen, wie wir sie hier noch nie gesehen haben und vermuten, dass diese Ameisen eigentlich im Untergrund leben und durch den starken Regen an die Oberfläche getrieben worden sind.

 

So  11 VII 2021   Baarburg   10:30

In der Nacht hat es nochmals heftig geregnet. Aber jetzt drückt mehr und mehr die Sonne durch.

Im Geocache-Logbuch hat es zwischen Mitte Mai und Mitte Juni neun neue Einträge, darunter einige Kommentare und eine anonyme Botschaft.


16.5.21  Waldkrieger wieder mal
hier und schon wieder mein Messer
vergessen …

22.5.21  Kocvalski 76
es war anstrengend hat sich aber gelohnt

5.6.21  Vogelpark
es war ein wenig nass
aber der Aufstieg hat sich gelohnt

17.6.21 Es ist immer die Liebe, das Durchbrechen dieser Kraft,
die das Gute, das Heile, das Ganze schafft.
Wir können es drehen und wenden wie wir wollen,
wir stossen immer wieder auf diese Tatsache



Das Gelb der Gallentränen, im Volksmund Korallenpilze genannt, hebt sich markant ab vom dunklen Grün des Mooses.


27   2508

Auf dem Rückweg begegne ich wieder einmal dem Waldführer Martin Romer. Er erzählt von seinen Pilzfunden, einigen schönen Sommersteinpilzen. Und davon, dass er sich auf der Baarburg die Schulter ausgerenkt hat und von der herbeigerufenen Ambulanz lange nicht gefunden worden ist.

Auf dem Heimweg mache ich kurz Halt an einem Aussichtspunkt mit Sicht auf den Zugersee, die Stadt Zug und der Baarburg im Hintergrund.

 

So 18 VII 2021 Baarburg 10:30

Der Wald ist noch tropfnass vom Regen letzte Nacht, der Aufstieg auf dem schmalen Pfad rutschig.

An einem Baumstumpf wächst eine Gruppe von Schwindligen, schöne weisse Pilze, die aber giftig sind.

28   2509

Mein Spazierstock aus Rosenholz, der mich seit Jahren auf meinen Baarburg-Umgängen begleitet, dient mir nicht als Geh-Hilfe, sondern als Taktgeber und mit seiner Spitze aus Horn auch als eine Art Tastinstrument.
Dazu habe ich ein Zitat gefunden in„Verwobenes Leben“ von Merlin Sheldrake, einem faszinierendes Buch darüber, wie stark Pilze mit allen Formen von Leben vernetzt sind:

„Merlon-Ponty gelangte zum Schluss, der Stock eines Menschen sei nicht nur ein Gegenstand. Der Stock erweitert die Sinne und wird zum Teil des Wahrnehmungsapparats, zu einer Organprothese des Körpers.“ (S. 223)

Die Waldstrasse ist an einigen Orten wieder einmal verbreitert und am Rand planiert worden.

Ich kann recht nah an eine junge, bleistiftdünne Ringelnatter am Teichrand herantreten. Wie sich aber eine zweite Schlange nähert und ich meine Position etwas verbessern will, genügt die leichte Erschütterung, um beide in die Flucht zu jagen.

 

Mo 26 VII 2021 Baarburg mit Irena 11:00

Nach dem starken Regen gestern, der nahe der Baarburg zu Überschwemmungen und Erdrutschen geführt hat, ist der Wald noch nass und der Boden feucht und dunkel

Das weisse Blattskelett eines Buchenblatts sieht aus wie ein feines Spitzengewebe.

Dicht neben einem stark angefressenen überreifen grossen Perlpilz wächst bereits wieder ein neuer.

Die Rinnsale beim gestrigen Starkregen haben mancherorts schöne Schwemmuster auf dem Waldboden hinterlassen.

29   2510

Auf einem Brett vor dem Fenster im Unterstand hat jemand mit violettem Stift eine Mann mit Kraushaar und Rollkragen und ein Schwein mit hängenden Ohren en face gezeichnet Darüber in kyrillischer Schrift

 

Maćek & Gustawo



Auf einer weissen Blütendolde lassen sich zwei sehr unterschiedliche Wildbienen in aller Ruhe von nahe betrachten.

Unterhalb des Rutschhangs ist die Waldstrasse verbreitert worden & ein neuer Spitzgraben kann den aus dem Hang geschwemmten Lehm auffangen.

 

Mo 2 VIII 2021 Baarburg mit Irena 11:00

Wir finden die ersten Totentrompeten des Jahres.

Auf einer Jungwaldlichtung, wo vor einigen Wochen die Brombeeren gerodet wurden, wächst nun ein Teppich von jungem Frauenfarn, der sich gemäss Pflanzenführer gut als Bodenbedecker eignet. Er bremst so auch das schnelle Wuchern der Brombeerranken.

30   2511

Ein kleiner Frosch macht durch einige kleine Sprünge auf sich aufmerksam, bleibt dann aber im Gras sitzen und lässt sich fotografieren.

Türme von weissen Cumulus-Wolken wachsen in den blauen Himmel. Auf den Nachmittag sind wieder Gewitter zu erwarten.

Gegenüber der Baarburg, auf einem Grashang gegen Neuheim hinauf, wächst ein Obstbaum mit einer seltsamen Laune der Natur. Aus der regelmässigen Krone heraus wächst waagrecht ein langer Ast, aus dem heraus eine Art Bäumchen wächst — aus der Distanz gesehen ein kleiner Tannenbaum.

 

So 8 VIII 2021 Baarburg mit Irena 10:45

Nieselregen, es ist kühl.

Wir finden wieder Totentrompeten und einige wenige Semmelstoppelpilze, ein kulinarischer Leckerbissen.

Im Geocache-Logbuch einige neue Einträge und Gegenstände. Eher Gerümpel als Token. Eine Einkaufsquittung, ein Feuerzeug, ein verschimmeltes Lederetui.


Karli & Sergej were here
Syntax
17.7.21
-team CYBER

19.7.21  TroubleCH

19.7.21  Swissgremlin


Wie ich das Logbuch betrachte, kommt ein jüngeres Paar hinzu. Sie schauen sich auf der Baarburg um als Vorbereitung auf eine Führung im Herbst und suchen die Felshöhle. Sie fragen, ob ich der Autor des Baarburg-Projekts sei und erkundigen sich nach der prähistorischen Wehranlage, die anscheinend auf der neusten Ausgabe der Landkarte hier eingezeichnet ist. (Da bis jetzt keinerlei Reste von Mauern oder Wällen gefunden wurden, muss das Plateau als ganzes gemeint sein und das eher spekulativ.) Ich weise die beiden auf den keltischen Wall auf der Chugelrüti am Fuss der Baarburg hin, der aber nicht ohne Weiteres als solcher erkennbar ist.

31   2512

Der Waldboden ist feucht und dunkel vom vielen Regen der letzten Wochen. Es riecht Intensiv nach Erde und Vegetation.

Am Waldstrassenrand blühen weissviolette Glockenblumen.

 

Fr 13 VIII 2021 Baarburg mit Irena 10:45

Es ist sommerlich schwül, aber auf dem Plateau weht ein kühles Windchen.

Wir finden einige wenige Eierschwämme, Semmelstoppelpilze und recht viele Totentrompeten.

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Die orangeroten Beeren des Aaronstabs leuchten markant aus dem Waldesgrün heraus.

Ein hoher Kerbel setzt sich vor dem dunklen Waldesinneren in Szene.

Wenn man genau hinschaut, sieht man manchmal an einem Baumstamm plötzlich in ein Gesicht.

Heute sind wir fast die Einzigen hier im Wald.

 

Di 24 VIII 2021 Baarburg mit Irena 10:45

Eine kühle Bise gibt dem Spätsommertag einen herbstlichen Anstrich. Es ist wechselnd bewölkt.

Wir finden nochmals viele Totentrompeten.

Auf einer Bank im Unterstand hat jemand mit einem Holzpflock & einigen zurecht geschnittenen Ästchen ein akkurates kleines Ensemble zusammengestellt.

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Im gerodeten Jungwald spriesst neben dem Farn & Gräsern auch der bodenbedeckende Gilbweiderich mit seinen kleinen gelben Blüten. Diese sehen zwischen dem Grün recht unscheinbar aus und zeigen ihre Pracht erst von ganz nah.

Ein kleiner Wasserlauf hat unter dem Hang am Strassenrand aus Sand ein kleines mäandrierendes Delta gebildet.

 

So 29 VIII 2021 Baarburg mit Irena 10:00

In der Nacht hat es geregnet und tropft nun aus den Baumkronen. Bald setzt auch ein leichter Nieselregen ein.

Noch immer ist der Wald sommerlich satt grün und die Farbe wird durch die Nässe zum Leuchten gebracht.

Manchmal stülpt sich ein Wolkenteil über den Berg, bleibt in den Bäumen hängen und akzentuiert einzelne Waldpartien.

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Der Regen verstärkt sich dann zunehmend und wir sind froh, dass wir unsere Pelerine eingepackt haben.

Im Juli sind hier die Brennnesseln durch starken Hagel total zerfetzt worden. Jetzt wächst bereits wieder eine nächste Generation. Auch vom Schachtelhalm hat es frische Schösslinge.

Die Angelika mit ihren grossen weissen Blütendolden blühen.

Auf der Waldstrasse wimmelt es heute von orangen Wegschnecken. Aber wir sehen keine einzige der hier sonst recht häufigen Weinbergschnecken.

 

So 5 IX 2021 Baarburg mit Irena 11:15

Es ist nochmals sommerlich und man ist froh um den Schatten im Wald.

In der Nähe des Unterstands liegt ein jüngeres Paar auf einer Wolldecke und ist am Picknicken.

Wir haben kürzlich in der Fondation de l’Ermitage in Lausanne die grosse Hans Emmenegger-Ausstellung besucht und seither hat sich meine Wahrnehmung des Waldesinneren merklich verändert. Hans Emmenegger (1866-1940) wurde zu seinen Lebzeiten kaum gewürdigt und erst in den letzten Jahren wurde die Eigenständigkeit seines Werks zunehmend erkannt. In seinen Waldbildern schafft er unheimliche Schattenräume und intensiv farbige Lichtinseln.
— Das findet man auch hier auf der Baarburg, wenn man danach Ausschau hält.

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Die schönen Blüten von Dost und Wasserhanf haben herbstlich dunkelrote Farben. Die beiden Spätblüher sind Ende Sommer als Nektarspender von grosser Bedeutung.

 

(Bild: Hans Emmenegger: Waldinneres (1938)

 

Mo 13 IX 2021 Baarburg 10:45

Der Berg ragt knapp über einen dünnen Nebelschleier, der auf der Landschaft liegt. Die Sonne löst den aber bald auf; am Nachmittag soll es 26 Grad warm werden.

In der Geocache-Schachtel liegt neben einigem Gerümpel die Stirnlampe, die vor vierzehn Tagen beim Steilaufstieg neben dem Pfad am Boden lag und die ich dort an einen schmalen Baum hängte. — Im Logbuch hat es wenige neue Einträge. Für mich ist diese Aufreihung von Fantasienamen eine Art von naiver Volkspoesie.


cats1611
21.08.  2021
wöschbärbuch

02.09.2021  Snow Vision

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Auf einem Baumstumpf beim Unterstand hat jemand mit Grashalmen, Blättern, Moos, Buchennüsschenschalen und einigen Ästchen ein kleines Arrangement gebildet.

Am steilen Rutschhang umschwärmen Wespen kreisrunde kleine Löcher in der weichen Erde, manchmal verschwindet eine Wespe in einem Loch. Auch einige Schmalbockkäfer fliegen heran und setzen sich zwischen die Löcher, als würden sie auf Beute lauern. Aber sie ernähren sich von Pflanzen.

Auf der Waldstrasse ein schwarzer Mistkäfer. Ein anderer liegt bewegungslos auf dem Rücken. Die Unterseite glänzt metallisch blau.

Ganz in der Nähe ruft wiederholt und laut ein Schwarzspecht.

 

Di 21 IX 21 Baarburg 10:45

Auf der Waldstrasse kommt mir ein grosser, schlanker, gefleckter Hund entgegen und lässt sich von energischen Rufen seines Herrn nicht zurückrufen. Er ist aber nicht aggressiv, sondern verspielt und neugierig, springt an mir hoch (er hat auffallend hellblaue Augen) und dann endlich zurück wie geboten. Der weissbärtige Mann entschuldigt sich, der Hund sei noch jung, erst sechs Monate alt. Kein Problem.

Der Morgennebel hat sich aufgelöst. Blauer Himmel, eine leichte Bise verhindert, dass es heute mehr als 18 Grad warm wird.

Es hat einige Pilze: Semmelstoppelpilze, Boviste, Schwefelporlinge und andere. Nur wenige geniessbare.

Zwei Eichelhäher kreischen. Das grüne Blätterdach beginnt, sich bräunlich zu färben. Aber noch fallen noch kaum Blätter.

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Zwei Flecken oder Punkte nebeneinander, und schon sieht man einen Kopf, ein Gesicht.

Im Unterholz ruft ein Zaunkönig. Dass ein so winziger Vogel so laut sein kann!

 

So 26 IX 2021 Baarburg mit Irena 10:30

In der Nacht hat es etwas geregnet. Die Luft ist warm und feucht, der Himmel hellgrau überzogen, manchmal drückt kurz die Sonne durch. Am Nachmittag soll ein Kaltfront Regen bringen.

Beim Unterstand sind zwei Familien mit einem Lagerfeuer beschäftigt. Wir gehen vorbei und weiter. Noch immer hat es viele verschiedene Pilze.

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Im Jungwald hat ein Hagelsturm diesen Sommer grossen Schaden angerichtet. Von vielen Bäumchen bleibt nur ein kahler Stumpf. Die jungen Eichen sind stark von Mehltau befallen.  — Die Brombeerranken sind zum dritten Mal dieses Jahr bis auf den Boden zurückgeschnitten worden, und mit ihnen die gesammte übrige Vegetation. Farn und Flatterbinse spriessen aber bereits wieder kräftig. Einige Binsen haben junge Tännchen durchwachsen und sind so dem Pendelmäher entkommen.

Der Waldrand, der die Zufahrtsstrasse bis Mitte Fahrbahn überwuchert hatte, ist radikal zurückgestutzt worden.

 

So 10 X 2021 Baarburg mit Irena 10:30

Grauer Hochnebel. Es ist so kalt, dass ich bedaure, meine Wollmütze nicht dabei zu haben.

In der Nähe des Unterstands ist ein kleiner Bezirk mit quer gehängten Ästen umgrenzt. Auf dem Boden drei kleine Strukturen, wohl von Kinderhand.

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Wie wir vor dem Unterstand sitzen, kommt ein Paar im mittleren Alter herbei und sammelt Feuerholz. Ich gehe weiter, Irena sagt scherzend zu ihnen, wie es um den Braten bestellt sei, kommt etwas ins Gespräch. Ob es einen Weg hinunter gebe hier auf der Südseite wird gefragt (nein, es ist zu steil) und wie man zum Erdmannliloch komme.

Ich lege einige Steine aus dem Aletschgebiet, wo wir letzte Woche in den Ferien waren, auf das Iglu. Unterdessen sucht Irena an der Südostkante des Plateaus Pilze und schreckt dabei in wenigen Metern Entfernung eine Gemse auf.

Es ist faszinierend, wie das Blühen der Pflanzen über den Sommer und Herbst hinweg verteilt ist. Eins löst das andere ab. Jetzt hat es nur noch wenige Blumen. Violette Glockenblumen. Die weissen Blütensterne der Kohldisteln.

 

So 17 X 2021 Baarburg mit Irena 11:15

Die Baarburg steckt noch im Nebel, der sich aber bald auflöst und Sonne und blauem Himmel Platz macht.

Irena findet verschiedene essbare Pilze: Semmelstoppel, Reizker, Totentrompeten, Boviste, Pfifferlinge und Trompetenpfifferlinge — wir freuen uns auf ein delikates Sonntagsessen.
Mit einem anderen Pilzsucher tauscht sie einige Hinweise und Erfahrungen aus.

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Mit einem dünnen Draht ist an der Innenwand des Unterstands ein angerostetes Messer ohne Griff befestigt.

Die violetten Blütenkugeln des Gemeinen Wirbeldosts stehen kurz davor, ihre kleinen Blüten zu öffnen.

Neben dem Pilzsucher sind wir heute die Einzigen auf der Baarburg.

 

So 24 X 2021 Baarburg mit Irena 10:30

Von der Ebene her drückt eine tiefe Nebelwand an die Baarburg und schwappt über den Plateaurand. Die Ostseite des Bergs leuchtet im Sonnenlicht. Das vor einer Woche noch hauptsächlich grüne Laub ist gelb und braun geworden.

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Beim Unterstand kommen wir mit einem Mann ins Gespräch, der hier an Sonntagen oft anzutreffen ist. Wir sprechen über den schlechten Zustand der Fichten und dass die Buchen durch den Klimawandel nun auch gefährdet sind.

Im Waldesinneren hat der Sturm der letzten Woche eine Fichte etwa drei Meter über dem Boden weggeknickt.

Neben der Waldstrasse am Baarburg-Sockel liegt noch immer der riesige Stapel von Baumstämmen, der im April angelegt wurde. Exakt 14 Tage nachdem der Kanton Zug mitgeteilt hatte, dass ab sofort jegliches Stapeln von Baumstämmen im Wald verboten sei, ausser es werde mit einem Netz gegen Käferbefall geschützt. Die Massnahme wurde getroffen, damit keine Insektizide mehr eingesetzt werden müssen. Am Schluss des Zeitungsartikels darüber heisst es: „Aufgrund der neuen Ausgangslage werden in Zukunft keine Ausnahmen mehr erlaubt; auch nicht für private Waldbesitzer, die im Kanton Zug rund 25 Prozent ausmachen."  (Neue Zuger Zeitung, 10. April 2021)

 

Fr 29 X 2021 Baarburg mit Irena 10:00

Beim Aufstieg lichtet sich der Nebel, aber es bleibt bewölkt und bald ist der ganze Berg wieder in Nebel gehüllt. Irgendwo in der Nähe arbeitet jemand mit einer Motorsäge. Später sehen wir, dass ein grosses Areal neben der Waldstrasse bis auf wenige hohe schmale Bäume freigeräumt worden ist.

Der Nebel riecht fast schon etwas nach Winter.

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Mancherorts scheint der Nebel die Herbstfarben Braun & Gelb & Moosgrün zu intensivieren.

Leuchtende Nebeltropfen in einem dichten Spinnengewebe machen dieses überhaupt erst sichtbar.

 

So 7 XI 2021 Baarburg mit Irena 10:45

Nach einer kalten Nacht scheint die Sonne durch einen dünnen Wolkenschleier. Auf den Teichen glänzt eine dünne Eisschicht.

Die meisten Blätter sind nun gefallen, der Wald ist heller geworden. Ein weicher, leuchtend brauner Buchenblätterteppich raschelt unter den Füssen.

Noch immer hat es viele Pilze, auch einige essbare. Eine Gruppe von rosaroten Lamellenpilzen fällt uns besonders auf. Wir schicken der Pilzexpertin Tamara Dolezal einige Bilder davon und sie identifiziert sie als Rosa Rettich-Helmlinge, die leicht giftig sind.

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Erst auf dem Rückweg sehen wir, dass am Sockel die südliche Waldstrasse gesperrt ist — für Fussgänger & Pferde!

 

Mo 15 XI 2021 Baarburg 10:30

Grauer Hochnebel. Eine leichte Bise weht kalt durch den nun weitgehend blätterlosen Wald.

Im Geocache-Logbuch hat es im ganzen Oktober nur zwei neue Einträge:


30.10.2021   WhiteWolf.11
30.10.2021    Miraa.xy



In der Schachtel liegt ein neuer Token, ein stilisiertes Vogelrelief aus rotem Plastik.

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Beim Unterstand hat es Spuren einer grossen Feuerstelle und von vielen Leuten. Auf der Bank im Innern sind einige braune Taler Hundetrockenfutter hingestreut.
Seltsamerweise führt ein markanter neu geprägter Trampelpfad durch das Brombeergebüsch zur Fichte im Zentrum des Plateaus, die vor einigen Wochen von einem Sturm einige Meter über Boden weggeknickt worden ist und nun an eine schmale hohe Esche lehnt. Die Spuren zeigen, dass viele Leute um den Baumstumpf herum gestanden sind.

Auf der Bank vor der Aussenseite liegt ein Laubblatt mit einem auffallend schönem Farbenspiel zwischen gelb und grün.

Die Waldstrasse am südlichen Sockel ist noch immer gesperrt. Wegen Holzschlag. Aber während der Mittagspause ist der Durchgang problemlos. Der Fichtenwald wird ausgedünnt. Ein steiler Hang gegen die Autostrasse hinunter wird abgeholzt.

 

So 21 XI 2021 Baarburg mit Irena 10:30

Die Baarburg steckt im Nebel. Auf dem Plateau drückt manchmal die Sonne durch, aber sie kann sich nicht durchsetzen.

Bei der Feuerstelle über der Nordwand sitzen zwei jüngere Frauen in ein Gespräch vertieft.

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Die letzten Blüten des Jahres sind alle violett: Storchenschnabel, Wirbeldost & Glockenblume. Neben dem intensiven Dunkelrot einiger Brombeerblätter setzen sie herbstliche Farbakzente in den Wald.

Wir sehen einen grossen Pilz mit braun glänzendem Hut und weisser Lamellenkrempe. Gemäss Tamara Dolezal ist es ein kastanienroter Rübling. Der Pilzführer von Bruno Cetto bezeichnest ihn als einen mittelmässigen Speisepilz.

 

Mo 29 XI 2021 Baarburg mit Irena 11:00

Über Nacht hat es etwa zehn Zentimeter geschneit. Und es beginnt wieder zu schneien. In grossen Flocken. Anhaltend. Der Schnee drückt das zum Teil noch belaubte Unterholz gegen den Boden und wir müssen mit dem Stock zuerst den Schnee wegschütteln, um durchzukommen.

Der Schnee hebt einzelne Bäume und Waldpartien hervor und schafft schöne Skulpturen.

Später hört es auf zu schneien, wird etwas wärmer und es lösen sich Schneelawinen von den Baumkronen.

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Wir sehen kaum Spuren auf der geschlossenen Schneedecke. Eine vom neuen Schnee verwischte grosse Hufspur quer über das verschneite Waldplateau könnte von einem Hirsch sein.

 

So 5 XII 2021 Baarburg 11:00

Der Regen der letzten Tage hat den Schnee auf der Baarburg weitgehend weggewaschen. Die wenigen Wolken lösen sich auf, die Sonne scheint.

Die verbleibenden Schneereste zeichnen Muster auf den Waldboden. Ein kreisrundes Loch oder zwei nebeneinander genügen, um ein Tier oder ein Gesicht zu entwerfen.

Im Unterstand liegen drei verschiedene Stösse Feuerholz.

47   2528

Ein kühler Wind kommt auf und von Westen nähert sich die graue Wolkenwand einer Kaltfront.

Im grossen Areal, das bis auf den Waldboden frei geräumt worden ist, sind die verbliebenen hohen Einzelbäume mit hellgrünen Streifen markiert. Ich hoffe, sie werden nicht gefällt, denn sie verleihen dem Gebiet das Flair eines grosszügigen Baumgartens.

Dort, wo am Bergsockel kürzlich Holz geschlagen, der Fichtenwald ausgedünnt worden ist, liegen nun seit mehr als 14 Tagen einige riesige Holzstapel am Waldstrassenrand. Und das trotz dem ausdrücklichen Gebot im Kanton Zug, das Holz entweder mit einem Netz zu schützen oder sofort aus dem Wald wegzuschaffen.

 

So 12 XII 2021 Baarburg mit Irena 11:00

Der nasse Schnee ist nach der kalten Nacht harsch gefroren. Die schwere Schneelast hat einige Bäume geknickt und viele schmale Bäume auf den Boden gedrückt. Wenn man ihnen den Schnee abschüttelt, schnellen sie zurück in die Höhe.
Beim Unterstand sitzen vier jüngere Männer um ein Lagerfeuer. Die Utensilien lassen vermuten, dass sie hier übernachtet haben.

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Einige der mit hellgrünen Strichen markierten Bäume sind bereits gefällt worden, darunter eine kräftige, sehr hohe Weisstanne. Anscheinend gibt es auch hier wieder einen Kahlschlag und es werden neue Bäumchen gepflanzt, wie das schon an zwei anderen Orten geschehen ist. Dem dortigen Jungwald geht es allerdings sehr schlecht. Die kleinen Eichen sind stark von Mehltau befallen, viele der anderen jungen Laubbäume sind von Stürmen oder nassem Schnee geknickt oder umgedrückt worden.

Die Haselkätzchen sind noch nackt und glatt, aber doch ein Vorbote des Frühlings. In zehn Tagen werden die Tage bereits wieder länger!

 

So 19 XII 2021 Baarburg mit Irena 10:45

Die Temperatur ist um den Gefrierpunkt, der Schnee harsch gefroren, die Waldpfade sind rutschig, mancherorts vereist.

Wieder sind viele Bäume gefällt worden. Vor etwa zehn Jahren war hier noch ein geschlossener Wald. Jetzt ist das Plateau weitgehend abgeholzt. Vorläufig bleibt ein Streifen ausgewachsener Bäume am Plateaurand.

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Beim Unterstand hat es Spuren eines grossen Lagerfeuers.

Manchmal schwappt der untere Rand der Hochnebeldecke über den Plateaurand.


 

Mo 27 XII 2021 Baarburg mit Irena 10:45

Die Sonne scheint und der Schnee ist nach dem Regen der letzten Tage bis auf wenige Reste geschmolzen.

Die trockene Hülle eines Bovists mit dem runden Loch in der Mitte, wo der Pilz seine Sporen in die Luft geschickt hat sieht aus wie ein fein getöpfertes Tongefäss.

Beim Fällen der Bäume ist ein sehr schöner Rotrandiger Baumschwamm von einem Stamm gebrochen worden. Ein sehr faszinierender Pilz. Die feuchte Unterseite ist gelb und weich und hat ein feines Punktmuster — von nahe betrachtet ein schwindelerregendes Kreisgeflecht. Die trockene Oberseite ist ein knorriges dunkles Halbrund von Wachstumsringen.
Auf der forstwissenschaftlichen Site „waldwissen.net" heisst es zu diesem holzzersetzenden Pilz: Der Rotrandige Baumschwamm ist Lebensraum für eine bunte Mischung an Insekten und bietet ihnen einen reich gedeckten Tisch mit bester Nahrungsqualität, indem er die im Totholz verfügbaren Nährstoffe herausfiltert und diese für Insekten leichter zugänglich macht. Zwei der Insekten, die sich an diesem Menü bedienen, sind der Gelbbindige Schwarzkäfer (Diaperis boleti) und der Kurzflügler Gyrophaena boleti.

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An der Aussenseite des Unterstands hängt eine zu einem Kreis geflochtene Efeuranke.

Bei einer der beiden hohen Eiben am Steilhang wächst ein Grossteil der Krone nach unten.